Gesundheit Bamberg - Sommer 2018
35 Interview gen wir dabei auch die Ästhetik – gerade wenn Patienten wegen vieler fehlender Zähne oder schwerer Zahnfehlstellungen auch seelisch leiden, gar nicht mehr lä- cheln oder den Kontakt zu anderen vermei- den. In solchen Fällen ist natürlich auch die Optik ein entscheidender Faktor für mehr Lebensqualität. Was ist bei einer Behandlung am Uni- Klinikum anders als in einer kiefer- orthopädischen Praxis? Wir haben Kieferorthopädie, Zahnärztliche Prothetik, Zahnerhaltung und Parodontolo- gie und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirur- gie (MKG) unter einem Dach. Durch ge - meinsame Sprechstunden und Konferen - zen können wir unseren Patienten optimal helfen. Das ist besonders bei komplexen Kiefer- und Zahnfehlstellungen bedeutsam. Sie sind auch Sprecherin des Lippen- Kiefer-Gaumenspalten-Zentrums des Uni-Klinikums Erlangen. Was sind da Ihre Schwerpunkte? Im LKG-Zentrum arbeiten wir Kieferortho- päden mit den Kollegen der MKG-Chirurgie, der Kinder- und Jugendklinik, der Phoniatrie und Pädaudiologie, des Humangenetischen Instituts und des Universitäts-Perinatalzen- trums Franken zusammen. Wir helfen Kin- dern mit Spaltbildungen – die können wir schon früh imMutterleib feststellen und die Eltern darauf vorbereiten. Ich möchte vor allem das Nasoalveolar Molding in Erlangen etablieren, das heißt: die prächirurgische Ausformung des Gaumens, des Kiefers und vor allem der Nase mit einem herausnehm- baren Gaumenplättchen, kombiniert mit ei- nem Nasensteg und einem Klebestreifen. „In der Kieferorthopädie geht es eben nicht allein darum, Zähne wieder gerade zu machen.“ Was bringt dieses Verfahren? Es ist nicht invasiv und zeigt beeindrucken- de Erfolge bei kleinen Kindern mit ausge- prägten Spaltbildungen. Ziel ist es, die Strukturen zu dehnen und die Nase bereits so vorzuformen, dass die Narbenbildung bei LKG-Spalten reduziert wird und später weniger oder gar keine Operationen mehr nötig sind. Gemeinsam mit den MKG-Chi- rurgen planen wir weitere wissenschaftli- che Studien, die den langfristigen Nutzen dieser Methode untersuchen sollen. fm Vielen Dank für das Gespräch, Frau Professor Gölz! Vor ihrem Start in Erlangen war Prof. Gölz Funktionsober- ärztin in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Uni-Klinikums Bonn und leitete dort stellvertretend die LKG-Sprechstunde.
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