Gesundheit Bamberg - Herbst 2018

17 Titel Alternative zum Pflegeheim: Die Bewohner von De- menz-WGs leben so selbstbestimmt wie möglich in Gemeinschaft mit anderen. Die Ange- hörigen entscheiden gemeinsam über die Gestaltung des Alltags. „Es ist keine Schwäche, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, sondern eine Stärke.“ Wenn sie Aufgaben abgeben, z. B. an ambulan- te Pflegedienste oder Tagespflegeeinrichtun- gen, haben Angehörige oft ein schlechtes Ge- wissen. Missachten sie aber die eigene Belas- tung, hat das Folgen: Der Pflegende riskiert, selbst psychisch und körperlich krank zu wer- den. Sein „Pflegestil“ ändert sich – er wird zum Beispiel ungehalten, laut oder gleichgültig. So ist es auch wahrscheinlicher, dass der Demenz- kranke früher in ein Heim umziehen muss. Emotionen und soziale Bedürfnisse bleiben bei Menschen mit Demenz bis zuletzt erhalten. Sie spüren sehr genau, ob ihnen jemand wohlwol- lend gegenübertritt oder gehetzt und gereizt ist. Letztlich kann sich nur ein „fitter“ Angehöriger langfristig um einen Demenzkranken kümmern. Den Beruf nicht aufgeben „Die große Herausforderung der Zukunft wird sein, dass mehr Angehörige pflegen und gleich- zeitig berufstätig bleiben können“, sagt Prof. Gräßel. Derzeit seien es 43 Prozent der Berufstätigen, die ihre Arbeit ganz oder teilweise aufgeben, weil sie ein Familienmit- glied pflegen. „Es muss kein Entweder-oder sein – nur häusliche Pflege oder nur Pflege - heim –, sondern es gibt auch etwas dazwi- schen, zum Beispiel die Tagespflege“, sagt Elmar Gräßel. „Die Zukunft könnte auch sein, dass wir Setas eröffnen, also Senio- rentagesstätten. Wichtig ist, dass die Be- treuung nicht nur gut zum Betroffenen, son- dern auch zum Angehörigen passt.“ fm

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