Gesundheit Bamberg - Winter 2018/2019

33 Erforscht und entdeckt „Es war einmal …“ – diesen Einstieg in eine Er- zählung kennen schon Kleinkinder. Bei Erwach- senen weckt er Erinnerungen an schöne Stun- den, in denen die Eltern vor dem Schlafenge- hen den dicken Wälzer mit Märchen der Gebrü- der Grimm aufgeschlagen und aus ihm „Schneewittchen“, „Rumpelstilzchen“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ vorgelesen haben. Jeder kennt diese Märchen und jeder hat seine ganz eigene Beziehung zu ihnen. Auch wenn die Erinnerungen mit dem Alter ver- blassen und Erkrankungen wie Demenz das Gedächtnis langsam aber stetig aufweichen, können Märchen Brücken ins Langzeitgedächt- nis schlagen. Ein Projekt von Märchenland – Deutsches Zentrum für Märchenkultur bringt die bekannten Geschichten deshalb in bayeri- sche Pflegeeinrichtungen. Der Grund: Märchen haben eine positive Wirkung auf Demenzkran- ke, beruhigen sie, steigern ihr Wohlbefinden und auch ihre Lebensqualität. Das ist das Er- gebnis einer pflegewissenschaftlichen Begleit- studie der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Die Maßnahme fördert zudem die psychosozia- le Gesundheit der Betroffenen, stärkt ihre kog- nitiven Fähigkeiten und hilft, Depressionen vor- zubeugen. Ziel des Programms ist es außer- dem, das Pflegepersonal im Märchenvortragen auszubilden, um die Maßnahme eigenständig weiterführen zu können. Das Konzept basiert auf wissenschaftlichen Qualitätsstandards und ist eine gezielte psychosoziale Intervention. Ach, wie gut, dass fast jeder weiß … Die Märchen werden in stationären Pflegeein- richtungen wie dem Caritas-Seniorenzentrum Stroh zu Gold fürs Gedächtnis Märchen und Demenz. Eine Präventionsmaßnahme in bayerischen Pflegeheimen hilft Demenzkranken, zur Ruhe zu kommen. St. Kilian in Hallstadt von professionellen De- menzerzählern vorgetragen. Wichtig dabei ist, dass sie die Geschichten nicht vorlesen, son- dern frei erzählen, um mit den dementen Zuhö- rern Augenkontakt aufbauen und so ihre Auf- merksamkeit halten zu können. Um den Wie- dererkennungswert zu steigern, sind die Erzäh- ler entsprechend verkleidet. Das Ergebnis: Die Märchenerzähler erreichen die Senioren und lassen sie mitfiebern. So raten die alten Men- schen Rotkäppchen etwa eindringlich, auf dem Weg zu bleiben, trauern um das vergiftete Schneewittchen und verraten der Königstoch- ter den Namen von Rumpelstilzchen. Selbst die Demenzkranken, die sonst nur schwer zu be- treuen sind, finden in der Märchenstunde Ruhe und Ausgleich. LL Märchen öffnen Türen in eine vergangene Zeit. INFO Informationen zum Konzept: www.maerchenunddemenz.de

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