Gesundheit Bamberg - Frühling 2019
12 Titel „Ich weiß, was gute und was schlechte Lebens- mittel sind, das muss mir keiner erklären“, sagt Andreas Höfling, 32 Jahre alt, gelernter Koch. „Aber das ganze Wissen nützt nichts, wenn man selbst nicht bereit ist, etwas zu ändern.“ Gute Gründe für Veränderung gab es längst, doch bis 2012 hatte Andreas Höfling sie im- mer wieder weggeschoben – bis er knapp 200 Kilogramm wog. Stressige 13-Stunden-Tage in der Gastronomie und private Probleme hatten sein Gewicht auf die Spitze getrieben. Ange- fangen hatte seine Adipositas aber schon als Kind. „Mit elf, als sich meine Eltern scheiden ließen.“ Innerhalb eines Jahres nahm der Jun- ge 35 Kilo zu, wog 95 Kilo bei einer damaligen Größe von 1,58 Meter. Das war seine Strate- gie, um mit der Trauer umzugehen. Essen wur- de sein Trost. Seine Mitschüler verspotteten Andreas Höf- ling, irgendwann machte er nicht mehr beim Schulsport mit. Daheim verbrachte er Stunden mit Computerspielen, virtuellen „Freunden“ und vier Litern Cola pro Tag. Sein Gewicht stieg auf 140 Kilo. „Ab Mitte 20 ging es richtig bergab, bis ich dann 2012 nicht mehr wusste, wie ich früh aufstehen sollte“, erinnert sich der 32-Jährige. 200 Kilo lasteten auf seinen Band- scheiben – so stark, dass seine Oberschenkel taub wurden. Andreas Höflings Orthopäde frag- te ihn damals: „Wollen Sie selbst etwas gegen die Schmerzen tun? Oder wollen Sie, dass ich Ihnen einfach eine Spritze gebe?“ Andreas Höfling weiß heute, an welchen Stellschrauben er drehen muss, um ein gesundes Leben zu führen. Rechts eines der wenigen Fotos von früher. „Ich habe es vermie- den, fotografiert zu werden.“ „Ein Ernährungsberater, der selbst 70 Kilo abgenommen hatte – der wusste, wovon ich rede.“ Andreas Höfling war an einem Punkt angekom- men, an dem er die Opferrolle verlassen woll- te. Er wollte sein Leben selbst in eine neue Richtung lenken. Und so verordnete ihm sein Orthopäde nicht nur eine Reha für den Rü- cken, sondern riet ihm auch, sich im Adiposi- taszentrum des Uni-Klinikums Erlangen vorzu- stellen. „Außerdem hat sich dieser Orthopäde bei jedem Termin zehn Minuten Zeit genom- men und sich auch meine privaten Sorgen an- Opfer bringen, Adipositas-OP. Andreas Höfling hat 50 Prozent seines Gewichts verloren – weil er nicht zu stolz war, Hilfe anzunehmen.
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