Gesundheit Bamberg - Frühling 2019

34 Interview Warum ist die psychische Befindlich- keit so wichtig für das Wahrnehmen von körperlichen Schmerzen? Schmerz ist sehr vielgestaltig – er hat physi- sche und psychische Elemente. In verschie- denen Stimmungen nehme ich ganz unter- schiedliche Schmerzen wahr. Entscheidend ist zum Beispiel, wie ich dem Schmerz ge- genübertrete: mit einer gewissen Hilflosig- keit, weil ich mich ihm ausgeliefert fühle? Oder kann ich damit umgehen und ihm ak- tiv begegnen? Diese Reaktion ist abhängig von meiner inneren Haltung. Bedeutet dies, dass Menschen mit einer positiven Grundhaltung zum Leben mit Schmerzen besser umgehen können? Ja, denn jeder Mensch hat für die aktive Schmerzbewältigung seine eigenen Strate- gien. Dazu kann zum Beispiel bei optimisti- schen Menschen ein regelmäßiges Herz- Kreislauf-Training gehören, was sich wiede- rum positiv auf ihre Schmerzen auswirkt. Die Motivation für solche Aktivitäten aufzu- bauen, ist für depressive Menschen viel schwieriger, und so bleibt auch der Schmerz bei ihnen stärker verhaftet. Zudem können depressiv veranlagte Menschen bezogen auf ihre Schmerzen spezifische Ängste ent- wickeln, die sie zu einem eingeschränkten Verhalten führen. Dieser untrainierte Zu- stand fördert wiederum den Schmerz, und so entsteht ein Teufelskreis. Eine Ihrer Studien untersucht gezielt die Wirkung von Optimismus als Resili- enzfaktor gegen Schmerzen. Spüre ich einen Schmerz weniger, wenn ich ihn nicht wichtig nehme oder sogar ignoriere? Tatsächlich ist der Optimismus als Resili- enzfaktor bei Menschen als positive Eigen- schaft messbar. Wir haben zum Beispiel Studien dazu durchgeführt, wie sich ein vor- übergehend ausgelöster Optimismus auf den Umgang mit Schmerzen auswirkt. Die- se Methode aus den Niederlanden basiert darauf, sich im Geist ein ausschließlich positives Selbstbild von sich selbst in fünf Jahren vorzustellen. Auf dieses Bild konzen- triert man sich etwa 15 Minuten lang und Resilienz bezeichnet die psychische Widerstands- fähigkeit eines Menschen gegenüber Belastungen jeglicher Art. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Lautenbacher vom Lehrstuhl für Physiologische Psychologie an der Universität Bamberg darüber, welche Resilienzfaktoren Menschen helfen, besser mit körperlichen Schmerzen umzugehen. Optimismus als Mittel gegen den Schmerz

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw