Gesundheit Bamberg - Sommer 2019

24 Porträt „Ich höre schlechter, wenn es dunkel ist“ Wer es nicht weiß, bemerkt es auch im länge- ren Gespräch nicht: Die lebenslustige junge Frau mir gegenüber lebt mit einem vererbten Hörverlust auf beiden Ohren. Sandra H. (Name von der Redaktion geändert) ist schwerhörig. Seit siebzehn Jahren trägt sie deshalb zwei hochwertige Hörgeräte. Bis dahin glich sie ihr mangelndes Hörvermögen mit diversen Strate- gien aus: Lippenlesen, kleine Tricks und – eine extreme Anpassungsfähigkeit. „Bei meinen Schulfreunden habe ich mitgelacht, wenn alle Leben mit Hörgeräten. Für unser Gespräch wünscht sich die junge Frau ein wenig besuchtes Bamberger Café ohne laute Nebengeräusche. Mit einer Hörschädigung von mehr als 40 Dezibel-HL gilt sie als mittelgradig schwerhörig. Wenn sie in Bamberg tanzen geht oder Livekonzerte besucht, bleiben die Hörgeräte zu Hause. „Meine Mutter hat es ebenfalls erfolgreich überspielt, und ich saß bei den Diktaten einfach immer in der ersten Reihe.“ lachten. Meine Bemerkungen hielt ich allge- mein, damit sie zu dem passten, was ich vom Gesprächsthema mitbekam“, erinnert sie sich. Weil sowohl ihre Mutter als auch ihre Oma an der gleichen genetischen Schwerhörigkeit lit- ten, war diese zwar Thema in der Familie, wur- de aber nie ärztlich behandelt. „Meine Mutter hat es ebenfalls erfolgreich überspielt, und ich saß bei den Diktaten einfach immer in der ers- ten Reihe“, lacht die heutige Psychologin. Ihre Hörprobleme überprüfte sie als Jugendliche nur für sich. Etwa, wenn sie beim Fernsehen zählte, wie viele Striche am Lautstärkeregler nötig wa- ren, bis sie etwas verstehen konnte. Erst im dritten Jahr ihres Doppelstudiums für Lehramt und Psychologie musste sich Sandra H. eingestehen, dass sie so nicht mehr weiter- kam. „Die Vorlesungen in den großen Hörsälen haben meine Anpassungsfähigkeit überfordert, und ich musste etwas unternehmen.“ Die Stu- dentin ließ sich ihre erste Hörhilfe anpassen und entschied sich zunächst für ein unauffälli- ges Im-Ohr-Hörgerät. Doch bald verstärkte sich In ihrer Freizeit besucht Sandra H. gerne Vorstellun- gen des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theaters. Auch weil die Schauspieler auf der Bühne stets schön klar und deutlich sprechen.

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