Gesundheit Bamberg - Sommer 2019

38 Medizin-Report Marco Hiesl war immer sportlich, er ging jog- gen, hatte kein Übergewicht und lebte gesund. Keiner in seiner Familie hatte je Herzprobleme. „Ich war in meinem ganzen Leben nie im Kran- kenhaus“, sagt der Kronacher. „Bis zum 10. Ja- nuar 2018.“ An diesem Mittwochabend war Marco Hiesl allein zu Hause. „Auf einmal wurde mir ohne Grund sehr übel und mir brach kalter Schweiß aus. Außerdem bekam ich Atemnot“, erinnert er sich. „Ich habe gewusst, dass ich mir jetzt selbst helfen muss, und habe den Not- arzt gerufen.“ „Auf einmal wurde mir ohne Grund sehr übel und mir brach kalter Schweiß aus.“ Marco Hiesl Kein Engegefühl im Herzbereich, keine starken Schmerzen in Brust, Armen oder Bauch, kein Taubheitsgefühl. Und trotzdem: Das, was Mar- co Hiesl da erlebte, war ein Herzinfarkt. Ein Blitzschlag aus dem Nichts. Marco Hiesl bekam mehrere Stents, dann be- gann die Reha. „Irgendwann bin ich dort ein- fach auf dem Ergometer kollabiert, so schwach war ich. Zusätzlich hatte ich eine Lungenent- zündung bekommen“, berichtet der 47-Jährige. Ein Freund in Fürth kümmerte sich anschlie- ßend umMarco Hiesl, denn er baute zusehends weiter ab – bis er im Sommer 2018 mit dem Rettungswagen ins Uni-Klinikum Erlangen ge- bracht werden musste. „Sein Herz hatte eine Herztransplantation. Marco Hiesl hat am 4. September Geburts- tag. Und am 8. März. An seinem zweiten Geburtstag, im März 2019, bekam er ein neues Herz. Bis dahin hatte der 47-Jährige fast ein halbes Jahr am Uni-Klinikum Erlangen verbracht. Zweiter Geburtstag Leistung von nur noch 15 Prozent“, sagt Prof. Dr. Michael Weyand, Direktor der Herzchirurgi- schen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. Die Herzspezialisten entschieden, Marco Hiesl zu- nächst einen automatischen Defibrillator zu im- plantieren, der sein Herz animiert, in einem re- gelmäßigen Rhythmus zu schlagen. „Das ist ein Eingriff, den wir in Erlangen seit 30 Jahren bei Rhythmusstörungen und eingeschränkter Pumpleistung des Herzens durchführen“, er- klärt Prof. Weyand. „Doch er ist für Patienten wie Marco Hiesl nur eine Überbrückung bis zur dringend notwendigen Transplantation.“ Die Ärzte des Transplantationszentrums Erlan- gen-Nürnberg setzten Marco Hiesl auf die HU-Warteliste, High Urgency – höchste Dring- lichkeit. Er sagt: „Ich war auf Medikamentenin- fusionen angewiesen. Ohne die konnte ich nur im Sitzen schlafen, so schlecht bekam ich Luft. Nach wenigen Schritten war ich k. o., Treppen- steigen ging gar nicht und ich durfte die Station nicht verlassen – nicht mal bis zum Balkon. Bei einer Kontrolluntersuchung im Herzkatheterla- bor musste ich sogar reanimiert werden, weil mein Herz ganz stehenblieb.“ „Sein Herz hatte eine Leistung von nur noch 15 Prozent.“ Prof. Dr. Michael Weyand Das Team um Prof. Weyand zeigte Marco Hiesl seine Möglichkeiten auf: ein Kunstherz mit Pumpe und Elektromotor, angetrieben von ei-

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