Gesundheit Bamberg - Herbst 2019
23 Gut beraten in der Regel eine Belastungsinkontinenz vor“, erläutert Dr. Burghaus. „Typisch für die Dranginkontinenz wiederum ist grund- loser plötzlicher starker Harndrang mit Urinverlust.“ Tagebuch führen Ein Mittel, um sich ein genaues Bild von Art und Ausmaß des Leidens machen zu kön- nen, ist das Trink- und Miktionsprotokoll. „Das ist eine Tabelle, in die ein paar Tage lang handschriftlich kurze Eintragungen ge- macht werden“, beschreibt Stefanie Burg- haus das Papier, das sie ihren Patientinnen nach Hause mitgibt. „Die Frauen notieren, wie viel sie getrunken und wie viel Urin sie ausgeschieden haben, wie stark der Harn- drang war, ob und in welchem Umfang es zum lästigen Tröpfeln kam.“ Zur Diagnostik gehört außerdem eine Un- tersuchung, die der normalen gynäkologi- schen Früherkennungsuntersuchung ähn- lich ist. Je nach Situation führen die Ärzte zusätzlich Funktions- und Druckmessun- gen durch, spiegeln die Harnblase und bei unkontrolliertem Stuhlverlust auch den Darm. Zusätzlich wird ausgeschlossen, dass ein altersbedingter Östrogenmangel oder ein Harnwegsinfekt die Ursache für den Urinverlust ist. Liegt allerdings tatsäch- lich eine Funktionsstörung der Blase und/ oder des Darms vor, so stellen die Ärzte den Fall in der interdisziplinären Konferenz des zertifizierten Kontinenz- und Becken - bodenzentrums des Uni-Klinikums Erlan- gen vor. Dort erarbeiten die Spezialisten gemeinsam einen individuellen Behand- lungsplan für jeden Patienten. Druck rausnehmen „Erst schöpfen wir die konservativen Mög- lichkeiten aus“, erläutert Dr. Mathias Winkler, Oberarzt der Frauenklinik, und nennt Beispiele: „Wir empfehlen Physiothe- rapie zur Aktivierung des Beckenbodens oder Biofeedbacktraining, und zur Stuhlre- gulation setzen wir Quellmittel wie Flohsa- men ein.“ Viele Leiden lassen sich damit gut in den Griff bekommen. Wenn die kon- servativen Behandlungsmöglichkeiten aus- geschöpft sind, beraten die Gynäkologen ihre Patientinnen hinsichtlich einer Opera- tion. „Bei manchen Frauen senken sich – zum Beispiel infolge von Schwangerschaf- ten, Veranlagung oder schwerer körperli- cher Arbeit – die inneren Organe“, erklärt Dr. Winkler. „Im Rahmen eines kleinen mini- malinvasiven Eingriffs rekonstruieren wir das Beckenbindegewebe und können die Probleme so in der Regel beheben.“ Auch die Belastungsinkontinenz lässt sich → Tipps zur Prophylaxe Ein gesunder Lebensstil trägt viel dazu bei, dass Inkontinenz erst spät zum Thema wird. Einfache Tipps zur Vorbeugung: • normales Körpergewicht: BMI 18,5 – <25 • ausreichende Flüssigkeitszufuhr • ballaststoffreiche Ernährung zugunsten einer geregelten Darmtätigkeit • nicht schwer heben • körperliche Betätigung, z. B. Treppe statt Aufzug oder ein 30-minütiger Spaziergang dreimal pro Woche • nicht rauchen
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