Gesundheit Bamberg - Herbst 2019
33 Bei alten Menschen werden Schmerzen vielfach übersehen oder mangelhaft behandelt. Zusätzlich sind alte Patienten nicht selten gebrechlich und lei- den häufig unter mehreren Nebenerkrankung wie z.B. Bluthochdruck, Zuckerkrankheit oder Alters- demenz. Haben solche alten Patienten zusätzlich Schmerzen, kommt es zu einem weiteren Verlust von Selbstständigkeit, Selbsthilfefähigkeit und somit Le- bensqualität. Die Linderung von (unnötigen) Schmerzen gehört zum Erhalt der Lebensqualität genauso wie Verbes- serung von Kraft und Beweglichkeit. Eine maximale Selbstbestimmtheit, Würde und Akzeptanz von kör- perlichen Einschränkungen sind nur ohne Dauer- schmerzen möglich. Die Behandlung eines geriatrischen Schmerzpatien- ten muss häufig in multidisziplinärer Teamarbeit und natürlich für jeden Patienten individuell erfolgen. Dabei sollte der Hausarzt die zentrale koordinierende Rolle spielen. Gelegentlich wird aber auch eine stati- onäre, geriatrische und/oder schmerztherapeutische Therapieeinstellung nötig sein. Eine wesentliche Besonderheit bei älteren Schmerz- patienten ist die erschwerte Schmerzeinschätzung durch den Arzt bzw. das Pflegepersonal. So ist die Be- wertung von Schmerzen eines geriatrischen Patien- ten z.B. durch eine dementielle Erkrankung, eine De- pression oder einen Schlaganfall deutlich erschwert. Nur weil ein alter Patient sich nicht äußert, bedeutet dies nicht, dass er keine Schmerzen hat. Spezielle Messskalen bzw. speziell geschultes Personal müssen hier zum Einsatz kommen. Die Veränderungen des älteren Organismus wie z.B. Nieren- und Leberfunktion auf die Medikamenten- wirkung spielt eine weitere wichtige Rolle bei der Der ältere Schmerzpatient - was kann geriatrische Schmerztherapie leisten? Anästhesie / Schmerztherapie Chefarzt Dr. med. T. Eberlein Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin Spezielle Schmerztherapie Gemein. Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg mbH Juraklinik Scheßlitz Steigerwaldklinik Burgebrach Anästhesie/Schmerztherapie Telefon: 09542 779 450 / 09546 88 341 E-Mail: t.eberlein@gkg-bamberg.de www.gkg-bamberg.de Behandlung von geriatrischen Schmerzpatienten. Zusätzlich nehmen ältere Patienten häufig mehrere Medikamente ein (Polypharmazie), so dass es zu un- erwünschten Nebenwirkungen kommen kann. Diese Wechselwirkungen zu kennen und wenn möglich zu vermeiden, ist eine wichtige Aufgabe für die geriatri- sche Schmerztherapie. So gibt es einige Leitsätze bei der Arzneimittelthe- rapie im Alter. Es sollten, wenn möglich, nur gut be- kannte Substanzen eingesetzt werden. Grundsätzlich wird mit einer niedrigen Dosierung begonnen, die nur langsam gesteigert wird („Start low, go slow“). Alle Medikamente, die Verwirrtheit auslösen kön- nen, sollten, wenn möglich vermieden werden. Kei- ne Furcht vor Morphium als Schmerzmedikament! Die Nieren- und Leberfunktion eines geriatrischen Schmerzpatienten muss bei der Dosierung der Me- dikamente bekannt sein. Wie kann sichergestellt werden, dass die Schmerzmedikamente korrekt und regelmäßig eingenommen werden? Können Ange- hörige bzw. Ehepartner den geriatrischen Schmerz- prozess unterstützen? Welcher Arzt verschreibt die teilweise betäubungsmittelpflichtigen und sehr teu- ren Medikamente dauerhaft und kontrolliert deren Wirkungen und Nebenwirkungen? Das oberste Behandlungsziel der geriatrischen Schmerztherapie ist die Schmerzreduktion auf ein individuelles und erträgliches Maß zum Erhalt der Le- bensqualität. Dabei sollte die dauerhafte Mobilität, Aktivität und Selbstständigkeit im Fokus stehen. Für optimale geriatrische Schmerztherapie müssen im Vorfeld auch klare und erreichbare Ziele, gemein- sam mit dem Patienten (und ggf. mit seinen Angehö- rigen), formuliert werden. Advertorial Anzeige
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