Gesundheit Bamberg - Herbst 2019
38 Porträt Beim Gedanken daran, wie schnell ihre Babys zu Kleinkindern heranwachsen, verziehen viele Eltern wehmütig das Gesicht. Alles geht so fürchterlich schnell und nicht wenige schwö- ren, ihr Baby sei über Nacht um einen Kopf grö- ßer geworden. Doch natürlich sind Mütter und Väter auch stolz darauf, wie gesund sich ihr Nachwuchs entwickelt. Was aber, wenn das Kind eben nicht wächst? Warum ist das so, und welche Faktoren sind dafür verantwort- lich? Von diesen Fragen fasziniert ist Prof. Dr. Joachim Wölfle. Er ist neuer Direktor der Kin- der- und Jugendklinik des Uni-Klinikums Erlan- gen – seine Spezialgebiete sind die pädiatri- sche Endokrinologie und die Diabetologie. „Das Spannende an Wachstumsstörungen ist, dass sie zahlreiche Ursachen haben können und damit im Herzen der Pädiatrie stehen“, er- klärt der 54-Jährige. Er löst Prof. Dr. Dr. h. c. Kinderheilkunde. Prof. Dr. Joachim Wölfle ist neuer Direktor der Erlanger Kinderklinik. Seine Schwerpunkte sind die Wachstumsforschung und Diabetes. Im Herzen der Pädiatrie Wolfgang Rascher ab, der die Erlanger Kinder- klinik 21 Jahre lang leitete. Warum entwickeln sich manche Kinder anders als andere, sind größer, kleiner, dicker, dünner? Prof. Wölfle sucht Antworten in der sogenann- ten perinatalen Programmierung. „Hier geht man davon aus, dass unsere Stoffwechselge- sundheit schon im Mutterleib und in den ersten Lebenstagen festgelegt wird. Ich möchte he- rausfinden, ob zum Beispiel eine pränatale Un- terversorgung einen Einfluss auf das spätere Wachstum eines Kindes hat, auf seinen Puber- tätseintritt, seine kognitive Entwicklung und vielleicht sogar auf sein Appetitempfinden.“ „Nur, wenn das soziale Umfeld mitzieht, haben die Kinder eine Chance, ihr Gewicht zu halten und auch außerhalb der Klinik weiter abzunehmen.“ Appetitempfinden – eine perfekte Überleitung zu Joachim Wölfles anderem Spezialgebiet: der kindlichen Adipositas. „In meiner Forschung geht es darum, warum ein Kind später stark übergewichtig wird. Hat es zum Beispiel ein später einsetzendes Sättigungsgefühl als ande- re? In der Klinik dagegen beschäftigen mich die tatsächlichen Folgen einer Adipositas.“ In seiner bisherigen Tätigkeit als kommissari- scher Leiter am Zentrum für Kinderheilkunde des Uni-Klinikums Bonn etablierte Prof. Wölfle ein Adipositasprogramm für Kinder und Jugend- liche. „Über ein Jahr hinweg erhalten die Teil- nehmer Sport-, Verhaltens- und Ernährungsthe- Die Diagnose Diabetes verändert das Leben der gesamten Familie und auch den Alltag in Kindergarten und Schule. Deshalb sind etwa selbstständig arbeitende Insulinpumpen eine große Entlastung für Eltern und Pädagogen.
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