Gesundheit Bamberg - Herbst 2019
46 Trend Fortsetzung von S. 45 auch Fisch, wie zum Beispiel Lachs, roh oder luftgetrocknet verzehrt werden, und selbst Rohmilchkäse und roher Schinken sind erlaubt.“ Vorsicht vor Mangelernährung Aber wie gesund ist der neue Food-Trend denn nun? „Fakt ist, dass viele Lebensmittel im ro- hen Zustand den höchsten Vitamingehalt auf- weisen“, bestätigt der Ernährungswissen- schaftler. „Kochen kann aber auch die Verwer- tung wichtiger Inhaltsstoffe verbessern, etwa beim Betakarotin aus Möhren.“ Schaut man allein auf die Kohlenhydrate und Ballaststoffe, sind Rohkost-Anhänger meist gut versorgt. „Ernährt man sich aber ausschließlich roh und noch dazu einseitig, dann kommen vor allem die Proteine und zahlreiche Mik- ronährstoffe zu kurz“, sagt Dr. Herrmann. „So können irgendwann Mangelerscheinun- gen auftreten, weil der Körper zu wenige Le- bensmittel mit Eisen, Magnesium, Kalzium, Zink und Jod bekommt. Wichtige Vitamine wie A und E können nur bei einer ausreichenden Fettversorgung aufgenommen werden, und für eine bedarfsgerechte Vitamin-B12-Versor - gung sind in der Regel tierische Produkte nö- tig. Menschen mit erhöhtem oder verän- dertem Nährstoffbedarf − wie Kranke und Schwangere, aber auch Kinder − sollten sich daher keinesfalls nur von Rohkost ernähren.“ Der Experte rät daher zum Mittelweg: eine aus- gewogene Ernährung mit schonend erhitzten Nahrungsmitteln und einem täglichen Roh- kostanteil in Form von Gemüse, Salat und Obst. „Rohkost sättigt und hat viele Vitamine und Ballaststoffe. Ergänzt mit guten tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen, entspricht das einer gesunden und ausgewogenen Ernäh- rung“, erklärt Dr. Herrmann. In der Praxis ginge das zum Beispiel so: Zum gebratenen Lachs die Gemüsebeilage statt gekocht einfach kna- ckig-roh genießen. Diese Lebensmittel sind roh köstlich Tomaten, Paprika, Kohlrabi, Frühlingszwiebeln und Avocado, aber auch Zucchini, Brokkoli und Blumenkohl können roh überraschend lecker sein. Wer nicht immer Blattsalat essen will, für den ist Spinat eine tolle Alternative, auch Süßkartoffeln dürfen roh ver- zehrt werden und aus Roter Bete lässt sich ein erstklassiges Car- paccio zubereiten. Ebenfalls auf der Speisekarte: Obst in allen Far- ben und Formen, Nüsse, Kräuter, luftgetrockneter Lachs und Schinken sowie Rohmilchprodukte. Bitte nicht roh essen! Kartoffeln enthalten als Nachtschattengewäch- se das Nervengift Solanin, das erst beim Durch- erhitzen verschwindet – das Gleiche gilt übri- gens für die Aubergine. Auch Bohnen schützen sich vor Fressfeinden, indem sie Gifte produzie- ren, deshalb sollten sie nicht roh verzehrt wer- den. Kohl kann zwar roh gegessen werden, ist aber extrem schlecht verdaulich, Reis und Nu- deln sollten ebenfalls nicht ungekocht auf dem Teller liegen und „Milch ab Hof“ ist wegen mög- licher gesundheitsschädlicher Keime immer abzukochen. ms Rezeptinspirationen www.veganblatt.com www.vebu.de/ernaehrungsart/ rohkostrezepte www.rohkost-rezepte.de
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