Gesundheit Bamberg - Herbst 2019
56 Der besondere Fall Stolz stand er auf dem Siegerpodest: Johannes Thürauf hatte eines der fünf wichtigsten inter- nationalen Jugendturniere im Squash gewon- nen. Doch nur wenige Wochen später ging dem Erlanger Schüler bereits beim Training wort- wörtlich die Luft aus: „Da musste ich mir die ein oder andere Kritik an meiner Fitness gefallen lassen“, erinnert er sich heute. „Zum Glück wusste mein Vater, der als Oberarzt am Uni-Kli- nikum Erlangen arbeitet, sofort, an welchen sei- ner Kollegen wir uns wenden konnten.“ Dass Johannes unter Asthma bronchiale leidet, wusste die Familie. Bisher war der Schüler von seinen Ärzten jedoch medikamentös gut ein- stellt, konnte mehrmals wöchentlich trainieren und an Turnieren teilnehmen. Nun entpuppte sich die chronisch-entzündliche Erkrankung seiner Atemwege allerdings als sein härtester Gegner. „Johannes hatte schweres Asthma, das mit der Standardtherapie nicht in den Griff zu bekommen war“, betont PD Dr. Florian Fuchs, Leiter des Schwerpunkts Pneumologie der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uni-Klini- kums Erlangen. „Asthma wird als Krankheit lei- der oft heruntergespielt. Schätzungsweise die Hälfte der Betroffenen erhält keine optimale Behandlung“, bedauert PD Fuchs. „Bei Johan- nes ging es zudem nicht nur darum, seine Le- bensqualität im Alltag zu verbessern – seine sportliche Karriere hing von uns ab!“ Deswegen ging Florian Fuchs 2007 bewusst nicht zur Routine über, sondern schlug die inno- vative Antikörpertherapie vor. Das Verfahren war zu diesem Zeitpunkt noch so neu, dass es von vielen Ärzten angezweifelt und nur selten eingesetzt wurde. Heute, gut zehn Jahre später, ist es fester Bestandteil der Leitlinie zur Be- handlung von Patienten mit Asthma. „Wir ent- schieden uns für Omalizumab“, erläutert PD Fuchs. „Das ist sozusagen ein Anti-Antikörper, der sich an das Immunglobulin bindet, das auch für die Entstehung von Allergien verantwortlich ist. So können wir die Kaskade stoppen, das Asthma wird nicht aktiv.“ Monatlich erhielt Johannes Thürauf eine Injek- tion in den Oberarm. Nur wenige Monate später waren seine Leistungen wieder spitze. „Die Krö- nung war die Berufung in die Jugendnational- mannschaft“, berichtet der Doktorand am Lehr- stuhl für Wirtschaftsmathematik der FAU Erlan- gen-Nürnberg. „Die hervorragende Behandlung durch Dr. Fuchs ermöglichte mir die Teilnahme an den Jugendweltmeisterschaften und führte mich bis zu den Deutschen Meisterschaften der Profis in diesem Frühjahr, wo ich mit dem vierten Platz meinen bisher größten Erfolg fei- erte. Zudem konnte ich die Medikamente vor zwei Jahren absetzen und bin völlig beschwer- defrei. Wir haben das Asthma besiegt.“ bm Johannes Thürauf (vorn) beim Spiel um Platz 3 bei den Deut- schen Meis- terschaften 2019 Langer Atem für den Longline Asthma. Ein Erlanger Amateursportler erringt auf dem Spielfeld regelmäßig Erfolge gegen Profis: dank Kampfgeist und innovativer Therapie.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw