Gesundheit Bamberg - Winter 2019/2020

12 Titel INFO Virologisches Institut – Klinische und Molekulare Virologie des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-23563 www.virologie.uk-erlangen.de Fortsetzung von S. 11 sen. „Ein starkes Immunsystem eliminiert HPV normalerweise und die Infektion klingt beschwerdefrei ab“, erklärt Prof. Überla. „Aber bei einer geschwächten Immunab - wehr schlummern die Viren für Jahre in den Zellen der Schleimhaut und können irgend- wann wieder aufwachen. In seltenen Fällen kann dann Krebs entstehen.“ Die STIKO empfiehlt deshalb allen Mädchen und Jun - gen zwischen 9 und 14 Jahren, sich gegen HPV impfen zu lassen – am besten vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Doch auch für Erwachsene sei die Impfung noch sinnvoll, wie Prof. Überla erklärt. „Weil es verschiede - ne Virustypen gibt und es auch nach einer überstandenen Infektion immer wieder zu einer Ansteckung mit neuen Varianten kom - men kann.“ Anderer Weg bei Gürtelrose Bei der Gürtelrose, ausgelöst durch das Varizella-Zoster-Virus, verläuft der Weg oft andersherum: Erst kommt der Krebs, dann das Virus. So erkranken Menschen mit Myelomen, Lymphomen oder Leukämien deutlich öfter an Gürtelrose als Gesunde. In der Wissenschaft werden zwei mögliche Erklärungen dafür diskutiert: Entweder sind beide Erkrankungen die Folge eines geschwächten Immunsystems. Oder: Der Krebs und die onkologische Therapie ma- chen das Immunsystem anfälliger für die Viren. Auch Ältere, deren Immunabwehr naturgemäß schwächer ist, erkranken häu- figer an Gürtelrose. Die STIKO empfiehlt deshalb eine Impfung gegen die schmerz- haften Bläschen – und zwar allen ab 60 Jahren und allen ab 50 Jahren, die ein ge- schwächtes Immunsystem oder eine Grunderkrankung wie Diabetes oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankun- gen) haben. Die Kosten für eine Impfung bei den genannten Risikogruppen tragen die Krankenkassen. Masern: nicht nur Kinder Beim Thema Impfen sind auch die Masern immer wieder Thema in den Medien. Die Zahl der weltweiten Fälle hat sich im ers- ten Quartal 2019 im Vergleich zu 2018 vervierfacht. Dabei ist die gefährliche In- fektion schon lange keine reine Kinder- krankheit mehr. „Über 50 Prozent der Ma - sernfälle in Deutschland treten nicht bei Kindern, sondern bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Menschen unter 50 Jah - ren auf“, weiß Prof. Überla. „Heute kriegen alle Kinder zwei Injektionen, bis Anfang der 1990er-Jahre wurde aber nur einmal ge- gen Masern geimpft. Bei den Geburten - jahrgängen von 1970 bis 1990 haben wir also eine Lücke, die wir schließen müssen. Jeder, der in diesem Zeitraum geboren wurde, sollte sich eine zweite Impfung ge- ben lassen – vor allem diejenigen, die mit immungeschwächten Personen zu tun ha - ben“, appelliert Prof. Überla. fm Varizella-Zoster- Viren lösen nicht nur Gürtelrose aus, son- dern auch Windpo- cken. Sind diese über- standen, können die Viren nach Jahren wieder aktiv werden und eine Gürtelrose hervorrufen.

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