Gesundheit Bamberg - Winter 2019/2020

31 Erforscht und entdeckt Arbeit an der Abbruchkante Dentale Fraktografie. Zahnärzte und Ingenieure untersuchen beschädigte Prothesen, um Zahnersatz künftig langlebiger zu machen. Bei Kerzenschein gemütlich zusammensitzen, plaudern und dabei Walnüsse knacken – autsch! Beim Knabbern stoßen die Zähne auf ein übersehenes Stück Schale und zack, schon bricht eine Krone heraus. „Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch ärgerlich“, weiß Prof. Dr. Ulrich Lohbauer, Diplom-Ingenieur für Materialwissenschaften in der Zahnklinik 1 – Zahnerhaltung und Parodontologie des Uni-Kli - nikums Erlangen. „Der Betroffene muss sich nicht nur umgehend um einen Arzttermin küm - mern, sondern die Reparatur seines Zahner- satzes häufig auch selbst bezahlen.“ Möglichst viele Menschen davor zu bewahren, das ist das Ziel der dentalen Fraktografie. Kronen, Brücken und Implantate bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Unter welchen Umständen diese brechen oder splittern, unter- suchen Prof. Lohbauer und sein Team. „Mit dem Rasterelektronenmikroskop betrachten wir die Bruchflächen extrem vergrößert“, erläu - tert er. „Warum ist dieser Zahnersatz kaputt- gegangen? Ist die Ursache im Material zu fin - den? Lag es an der Verklebung oder vielleicht an der Präparation?“ Die Erlanger Expertinnen und Experten haben jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet und international hohes Re- nommee. Regelmäßig reisen Fachkollegen aus der ganzen Welt an, um von ihnen zu lernen. „Die dentale Fraktografie stellt das Bindeglied zwischen der Entwicklung im Labor und der An - wendung in der Praxis dar“, erklärt Ulrich Loh - bauer. Dementsprechend sieht in dem einzig- artigen Kurs der Ingenieur, welchen Belastun- gen das von ihm entwickelte Material im menschlichen Mund standhält – und welchen nicht. Der Zahntechniker lernt, was bei der Her- stellung des individuellen Zahnersatzes zu be- achten ist, und der Zahnarzt, wie eine mög- lichst langfristige Verklebung gewährleistet werden kann. „Zudem tauschen sich die Be- rufsgruppen intensiv untereinander aus“, sagt Prof. Lohbauer. „Dieses Know-how kommt Pa - tienten weltweit direkt zugute.“ bm Anhand von vergoldeten Modellen echter beschädigter Prothesen lernen die Fachleute, Bruchkanten und Oberflä - chenstrukturen unter dem Mikroskop eindeutig zuzuordnen.

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