Gesundheit Bamberg - Herbst 2020

14 Titel „Stress entsteht, wenn Menschen mit einer Situation konfrontiert werden, in der ihre eigenen Ressourcen nicht mehr ausreichen, um diese bewältigen zu kön- nen“ – so lautet die Definition von Prof. Dr. Jörg Wol - stein, der die Professur für Pathopsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg innehat. Gemein- sam mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Julia Schröder entwickelte er den Kurs „Stressmanage- ment“, der über das Portal der Virtuellen Hochschule Bayern absolviert werden kann. Das Besondere daran: Das Seminar ist ein offenes Angebot, das alle Interes- sierten kostenfrei nutzen können. „Die Teilnehmer müssen sich lediglich mit ihrer E-Mail-Adresse regis- trieren“, betont Julia Schröder, die das Seminar und dessen Inhalte parallel auf einem eigenen Insta- gram-Kanal bewirbt (S. 15). Übungen gegen Stress Seit 2016 unterstützt sie Prof. Wolstein im Studien- schwerpunkt „Gesundheitspsychologie“; parallel absol- viert Julia Schröder eine Ausbildung zur Verhaltensthe- rapeutin. „Der Kurs Stressmanagement ist kein Selbst- hilfekurs, sondern eher als Unterrichtsstunden zum Thema Stress angelegt“, erläutert Julia Schröder das niederschwellige Online-Angebot. „Trotzdem enthält es viele Videos und praktische Übungen für einen kon- struktiven Umgang mit stressigen Situationen und zum besseren Verständnis der eigenen Stressfaktoren.“ Warum die individuelle Persönlichkeit bei der Bewer- tung der Stressintensität stets zu berücksichtigen ist, erläutert Julia Schröder anhand des sogenannten Vul- nerabilitäts-Stress-Modells: „Manche Menschen ha- ben eine höhere Anfälligkeit für Stress, z. B. durch ge- netische Faktoren, eine ausgeprägtere Sensibilität oder durch frühere Erlebnisse oder Traumata. Deshalb reagieren verschiedene Menschen unterschiedlich stark auf dieselbe Stresssituation, und es lässt sich kein Patentrezept gegen Stress formulieren.“ Was Stress mit uns macht Im Kurs Stressmanagement wird der Umgang mit Stress anhand eines Modells erklärt, in dem der Stressor – also der auslösende Stressfaktor –, die betroffene Person und die Stressreaktion betrach- tet werden. Prof. Wolstein: „Wir können an allen drei Punkten ansetzen, um dem Stress zu begeg- nen. Wenn ich mich als betroffene Person betrach- te, kann ich mich fragen: Was ist mein innerer An- treiber für Stress? Das können z. B. Glaubenssät- ze sein wie ‚Sei immer perfekt!‘ oder ‚Mach alles schnell!‘ oder ‚Ich muss es allen recht machen!‘“. Julia Schröder nennt Beispiele, um die Stressre- aktion positiv zu beeinflussen: „Gestresste Men - schen sollten sich erst mal beruhigen – mit Atem- techniken oder auch Progressiver Muskelentspan- nung –, um dann mit klarem Kopf auf den Stressor zuzugehen.“ Zu hohe Erwartungen Im Alltag tauchen ganz unterschiedliche Stressoren auf: Sei es die viel zu lange To-do-Liste, die zeitlich nicht zu schaffen ist, oder ein Kuchen, der zu einer Feier mitgebracht werden soll. Julia Schröder: „Viel- leicht lassen sich Aufgaben von der To-do-Liste de- legieren, oder für den Kuchen wird kurzerhand eine Backmischung hergenommen. Oft setzen wir uns mit überhöhten Ansprüchen an uns selbst viel mehr unter Druck, als es unsere Umgebung tut.“ Die jun- ge Wissenschaftlerin, die auch Mutter eines Klein- kindes ist, versucht, ihr Leben präventiv so zu ge- stalten, dass es gar nicht erst stressig wird, und sich dafür immer wieder Entlastungsmöglichkeiten Psychologie. Wie kann ich Stressfaktoren in meinem Leben besser verstehen und lernen, damit umzugehen? Prof. Dr. Jörg Wolstein und Julia Schröder von der Otto-Friedrich-Univer- sität Bamberg entwickelten den Online-Kurs „Stressmanagement“, der für alle offen ist. Stress, lass nach!

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