Gesundheit Bamberg - Frühling 2021

34 Porträt Fortsetzung von S. 33 Corona: Psyche auf der Probe Die vergangenen Monate waren herausfor- dernd, vor allem mental. Corona brachte die Schwermut und die Hilflosigkeit zu- rück, unter der Susanna Zsoter nach Aus- bruch ihrer Krankheit schon einmal sehr gelit- ten hatte. „Ich war damals zu schwach, um das Haus zu verlassen. Die Treppe nach unten hät- te ich vielleicht noch geschafft, den Weg zu- rück nicht mehr. Der Lockdown hat mich an diese Zeit erinnert und mir wieder das Gefühl gegeben, irgendwie eingesperrt zu sein.“ Gleichzeitig macht sie das Verhalten mancher Menschen traurig. „Leute, die ich für intelligent und weitsichtig gehalten habe, sind plötzlich Corona-Leugner. Sie verlangen, die Risikogrup- pe solle doch einfach zu Hause bleiben. Diese Menschen müssen sich kein Bein abhacken! Alles, was sie tun sollen, ist, eine Maske zu tra- gen und 1,5 Meter Abstand zu halten.“ Den Blick auf das Gute zu lenken – an man- chen Tagen ist das selbst für die „Krebskriege- rin“ schwer. Doch auch ihr Verlorensein, ihren Schmerz und ihre Unsicherheit gesteht sie offen und spricht da- mit vielen ihrer Follower aus der Seele. „Scheiße, ich dachte, ich wäre geübter in meinem Resili- enzverhalten“, schrieb sie im Sommer 2020 auf Facebook. In den vergangenen fünf Jahren hat sie gelernt, aus Gedankenspiralen auszu- steigen und nicht zu tief hineinzurutschen in dunkle Stimmungslöcher. Susanna Zsoter ist heute zufrieden. Sie hat noch immer Palliativ- Susanna Zsoter: „Ich hatte früher oft Angst davor, was die Leute sagen würden, wenn ich etwas Bestimmtes mache. Heute habe ich vor fast nichts mehr Angst.“ status. Aber genauso hat sie noch Träume, auch wenn die großen Wünsche längst erfüllt sind. Eine Mehrseillänge klettern, Nordlichter sehen – das würde sie schon gern noch erleben. „Ich habe nicht mehr den Anspruch, krebs- frei zu werden. Denn wenn mein ganzes Glück davon abhängt, ob der Krebs weggeht oder nicht, kann ich im Hier und Jetzt nicht glücklich sein. Und das ist alles, worauf ich mich konzentriere. Ich habe den Mut, fröhlich zu sein.“ fm „Jetzt ist die Zeit, an die meine Angehörigen irgendwann zurückden- ken. Ich möchte, dass sie mich fröhlich in Erinnerung behalten.“

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