Gesundheit Bamberg - Sommer 2021
43 Medizin-Report dann tun dies Unfallchirurgen, Orthopäden und Neurochirurgen gemeinsam und jeder bringt seine Expertise ein. Der Unfallchirurg stabili- siert mit Stäben und Schrauben, der Neurochi- rurg legt z. B. die sensiblen Nerven frei.“ Wenn etwa gebrochene Wirbelkörper oder eine ver- letzte Lendenwirbelsäule operiert werden müssen, braucht es viel Erfahrung und Finger- spitzengefühl. Doch eine OP ist bei Weitem nicht bei allen Kreuzschmerzen ratsam. „Oft können wir konservativ behandeln, z. B. mit Medikamenten, manueller Therapie, Bewe- gungsübungen, mit einer speziellen Schmerz- therapie oder einer Rehabilitation“, erklärt Prof. Perl. Erst wenn auch intensivste nicht-operative Therapien erfolglos bleiben, sprechen die Ärzte mit ihrem Patienten auch über eine OP. Dabei ziehen sie auch Spezialisten aus Neurologie, Neuroradiologie, Anästhesie, Schmerztherapie und Psychosomatik hinzu. „Unser Vorteil ist die universitäre und interdisziplinäre Ausrichtung: An der Wirbelsäule treffen sich unterschiedliche Disziplinen.“ Prof. Dr. Mario Perl Im OP-Saal mit dabei ist fast immer ein 3-D-Na- vigations- und -Bildgebungssystem. Mario Perl erklärt: „Das System schaut uns genau auf die Finger und kontrolliert uns: Ist das Instru- ment exakt angesetzt? Liegt das Implantat mil- limetergenau richtig am Knochen? Das macht OPs noch sicherer und präziser.“ Besonders hilfreich ist das bei OPs an schwer zugängli- chen Bereichen wie der Hals- oder Brustwirbel- säule oder dem hinteren Beckenring. Während des Eingriffs liefert das „3-D-Navi“ virtuelle animierte Bilder: Knochen, Gewebe, OP-In- strumente, Implantate und Schrauben. „Wir se- hen sozusagen mit drei Augenpaaren“, erklärt Prof. Perl: „Zum einen haben wir unsere eige- nen Augen, dazu die herkömmliche Röntgen- kontrolle während der OP und die virtuelle Ani- mation als zusätzliche Sicherheit und Qualitäts- kontrolle.“ Dank der neuen Technik muss wäh- rend des Eingriffs viel weniger geröntgt werden – das senkt die Strahlenbelastung für den Pa- tienten und das OP-Team ganz erheblich. Und: Die Erlanger Operateure nutzen das Sys- tem auch schon im Vorfeld – zur OP-Planung. Sie können damit u. a. die Position und Länge von Schrauben festlegen oder die Lage → Prof. Perl zeigt Aufnahmen der intraoperativen 3-D-Navigation und -Bildgebung. In Grün, Orange und Blau sind die OP-Instru- mente zu sehen.
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