Gesundheit Bamberg - Herbst 2021
14 Titel Die Füße der jungen Frau stehen zuerst auf Kie- seln, dann auf einem Seidentuch und glatten metallenen Stangen, zuletzt auf einem Sand- sack. „Wie fühlt sich das an?“, fragt Körper- und Bewegungstherapeutin Ilona Beil. „Angenehm. Es erinnert mich ans Meer und an die Urlaube, die ich früher als Kind gemacht habe“, sagt die junge Frau. Nächste Übung: Alle Patientinnen und Patienten im Raum sollen sich in Zweier- gruppen zusammenfinden, jedes Team erhält einen etwa anderthalb Meter langen Holzstab. Nun sollen sich die Paare durch den Raum be- wegen, während sie zu zweit den Stab an bei- den Enden festhalten. „Hier zeigt sich, wer sich führen lassen kann, und wer sich damit schwer- tut“, erklärt Ilona Beil. Die Körper- und Bewegungstherapie, die Ilona Beil in der Psychosomatischen und Psychothe- rapeutischen Abteilung des Uni-Klinikums Er- langen einsetzt, fußt auf tiefenpsychologi- schen Modellen. „Die Therapie soll Unterbe- wusstes wieder bewusst und wahrnehmbar machen“, sagt sie. Menschen mit Essstörun- gen, Depressionen oder posttraumatischen Wenn sich der Körper erinnert Körper- und Bewegungstherapie. Ilona Beil arbeitet mit Menschen, die oft den Kontakt zu sich und ihrem Körper verloren haben, und hilft ihnen dabei, wieder ins Erleben zu kommen. Eine Übung mit farbigen Seilen macht deutlich, wie Menschen Kontakt zu anderen herstellen. Belastungsstörungen haben ihr Körpererleben oft verloren. „Sie haben sich von ihrem Körper entfremdet und fühlen sich in ihm nicht mehr sicher“, so Ilona Beil. „Dabei ist er unser wich- tigstes Mittel, um uns zu orientieren und Kon- takt zur Außenwelt herzustellen, aber auch, um unsere Grenzen zu wahren.“ Mithilfe der Kör- pertherapie und auch durch Tanz lassen sich Körper, Geist, Gefühle und äußere Welt wieder in Einklang bringen. Physische Erfahrungen können vergrabene Er- innerungen wieder ins Bewusstsein holen. „Ich möchte die Menschen über das Tun in ein Erle- ben bringen“, erklärt Ilona Beil. „Wir bauen also mithilfe des Körpers eine Brücke zu Gefüh- len, die vielleicht schon lange verdrängt und nicht ausgedrückt wurden.“ Wie viel Wut oder
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