Gesundheit Bamberg - Herbst 2021
44 Medizin-Report Fortsetzung von S. 43 Aufwachraum. Erst, wenn die Person vollstän- dig erwacht ist und keine Komplikationen mehr zu erwarten sind, wird sie auf eine normale Sta- tion verlegt. Unverzichtbare Assistenz „Die Anästhesistin oder der Anästhesist ist im OP-Saal nie allein“, betont Jürgen Schüttler. „Unsere Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Team mit Fachpflegekräften für Intensivpflege und Anästhesie sowie mit Anästhesietechnischen Assistentinnen und Assistenten.“ Bei den soge- nannten ATAs handelt es sich um speziell aus- gebildetes Assistenzpersonal. „Das Berufsbild ist noch recht neu, aber ich möchte auf die Un- terstützung dieser Kolleginnen und Kollegen nicht mehr verzichten“, sagt der Experte. „Hier in Erlangen bilden wir seit 2019 selbst ATAs an einer eigenen Schule aus. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir die Mehrheit der hoch motivier- ten Absolventinnen und Absolventen für das Uni-Klinikum gewinnen.“ In sicheren Händen Fort- und Weiterbildung sind feste Bestandteile der Anästhesiologie, denn zu der Fachdisziplin gehören neben der Narkose auch die Intensiv- medizin, die Schmerztherapie und die notärztli- che Behandlung. „Für jede unserer Ärztinnen und jeden unserer Ärzte ist ein jährliches Trai- ning in unserem hochmodernen Simulations- zentrum Pflicht“, erklärt Prof. Schüttler. „Dort werden Extremsituationen und Komplikationen geübt, auf die wir uns auch in unserem Alltag nicht vorbereiten können. Unsere Teams müs- sen in Notsituationen ebenso schnell wie sicher agieren. Dafür ist regelmäßiges Training uner- lässlich.“ Unter anderem diesen selbst auferleg- ten hohen Sicherheitsstandards ist es zu ver- danken, dass heute Menschen jeden Lebensal- ters von einer Narkose profitieren. „Noch vor 50 Jahren war bei Über-60-Jährigen das Narkoseri- siko größer als das OP-Risiko – sie wurden nur in Notfällen operiert“, weiß Jürgen Schüttler. „Heute ist eine sichere Anästhesie für alle mög- lich – vom soeben geborenen Säugling bis zum Hochbetagten im Alter von 111 Jahren.“ bm Bei der Allgemeinanästhesie („Vollnarkose“) ist der Mensch bewusstlos, nicht erweckbar und atmet nicht mehr selbstständig. Bei einer Regionalanästhesie („örtliche Betäubung“) werden nur bestimmte Nervenbündel betäubt; der Mensch ist wach und atmet selbstständig. Eine Anästhesie ist heute bei Weitem sicherer als der Straßenverkehr. Studie ANFOLKI-36 Mit ihrer Studie ANFOLKI-36 (Anästhesie- folgen nach Kindernarkosen in den ersten drei Lebensjahren) konnte die Erlanger Anästhesie die Behauptung widerlegen, dass eine Narkose im Kleinkindalter die Entwicklung gefährdet.
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