Gesundheit erlangen - Sommer 2017
15 Titel Manche Menschen müssen die Sonne aus gesundheitlichen Grün- den strikt meiden. Patienten mit der Mondscheinkrankheit (Xero - derma pigmentosum) etwa zeigen schon im Kindesalter bösartige Hauttumoren, ausgelöst durch UV-Licht. Tragen sie bei Tag keine Schutzkleidung, gefährden sie ihr Leben. „Weil der Mechanismus, der die Erbsubstanz der Zellen nach der UV-Bestrahlung immer wie - der repariert, defekt ist“, erläutert Prof. Sticherling. Auch Patienten mit der Schmetterlingsflechte und seltenen Stoffwechselerkran - kungen, sogenannten Porphyrien, dürfen nicht in die Sonne. Bei Porphyrie-Patienten verursachen Sonnenstrahlen extreme Schmer - zen, die Haut bildet Blasen oder bekommt einen großflächigen Son - nenbrand. Außerdem können Medikamente, zum Beispiel be- stimmte Blutdruckmittel, Psychopharmaka und Chemotherapeuti - ka, die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. „Auf der anderen Seite setzen wir UV-Licht auch therapeutisch ein, etwa bei Psoria- sis, Neurodermitis und der Knötchenflechte“ , sagt Michael Sti- cherling. Patienten mit diesen Hautkrankheiten werden u. a. mit speziellen UV-Licht-Röhren behandelt, die entzündliche Vorgänge in der Haut bremsen. Auch natürliches Sonnenlicht tut den Betroffe- nen in Maßen gut. Mit Hautkrankheiten in die Sonne? „Wir brauchen das Sonnenlicht“, sagt Prof. Sticherling, „zum Bei- spiel, um über die Haut Vitamin D zu bilden, das unter anderem unsere Knochen stärkt. Gesicht, Arme und eventuell die Beine täg - lich 10 bis 30 Minuten von der Sonne bescheinen zu lassen, reicht dazu aus.“ Außerdem reguliert das Sonnenlicht den Schlaf-Wach- Rhythmus und beeinflusst die Psyche. Aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Dauerhafte intensive Sonneneinstrahlung ist die Haupt- ursache für vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs. Und: Die UV- B-Strahlung der Sonne unterdrückt Teile unseres Immunsystems. Viren, Bakterien und Pilze werden dann vom Körper weniger effektiv bekämpft. Das stellen zum Beispiel Skifahrer im Hochgebirge fest, an deren Lippen sich nach intensiver Sonneneinstrahlung Herpes- bläschen bilden können. „Menschen mit Autoimmunerkrankun- gen, einem transplantierten Organ oder einem anderweitig ge - schwächten Immunsystem müssen besonders auf ihre Haut ach- ten. Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen, aber auch für Hautkrebs“, klärt Prof. Sticherling auf. Licht und Schatten Prof. Sticherling unter- sucht die Unterarme einer Patientin mit der Auflicht- lupe. Bestätigt sich im Labor der Verdacht auf Knötchenflechte, könnte der jungen Frau eine UV-A-Bestrahlung helfen.
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