Gesundheit erlangen - Sommer 2017

29 mit dem Medikament, das genau gegen die - ses Molekül A gerichtet ist. Wo sehen Sie die Zukunft der Darmge- sundheit? Der Darm ist viel gefragter als je zuvor. Erst in den vergangenen fünf Jahren haben wir erkannt, wie viel Bedeutung die mikrobielle Zusammensetzung des Darms hat. Das Mi- krobiom kann viele Funktionen beeinflussen bis hin zum Zentralen Nervensystem und zum psychischen Befinden. Das Buch „Darm mit Charme“ war nicht ohne Grund ein Ver- kaufsschlager. Denn es zeigt, wie wichtig es ist, die Darmfunktion präzise zu beurteilen. Nehmen entzündliche Darmkrankhei- ten im Allgemeinen zu? Ja. Das geht Hand in Hand mit unserer west- lichen Lebensweise. Je steriler Kinder auf- wachsen, desto anfälliger sind sie für Darmentzündungen oder auch allergisches Asthma. In der Kindheit lernt der Darm, sich mit vielen Dingen auseinanderzusetzen und eine Toleranz zu entwickeln. Und je steriler wir uns ernähren, desto weniger Toleranz gibt es. Hinzu kommt die Art der Ernährung. Die sollte ausgewogen und ballaststoffreich sein, auch wenn das allein leider nicht vor Darmentzündungen schützt. Vielen Dank für das Gespräch! fm Interview müssen nicht immer einen Pathologen be- mühen, der Gewebeproben aus dem Darm untersucht. Bei der Endomikroskopie be - kommen wir unmittelbar eine sichtbare Rückmeldung und die Patienten müssen nicht tagelang auf ihren Befund warten. Wir wissen direkt nach der Untersuchung, was los ist. Und dort, wo wir mit der optischen Biopsie einen Barrieredefekt gefunden ha - ben, nehmen wir zusätzlich eine echte Pro- be, die histologisch untersucht wird. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für die Therapie bei Darmentzündungen? Therapieziel ist immer die Beschwerdefrei- heit. Aber auch wenn die Symptome kaum mehr spürbar sind, können wir endomikro- skopisch schauen: Hat der Patient noch Ent - zündungszellen auf mikroskopischer Ebene oder einen funktionellen Barrieredefekt? Wenn dem so ist, hat er auch ein höheres Risiko, innerhalb von zwölf Monaten wieder einen Krankheitsschub zu erleiden. Das tei - len wir dem weiterbehandelnden Arzt mit, der dann entscheiden muss, ob er eine er- folgreiche Medikation vorzeitig beendet. Können Sie auch beurteilen, welches das beste Medikament für einen Pa- tienten ist? Patienten mit schweren chronisch-entzünd- lichen Darmerkrankungen bekommen in der Regel eine Biologika-Therapie, das heißt künstlich hergestellte Antikörper. Ein Thera - pieansprechen kann man frühestens nach drei Monaten feststellen. Bei Wirkungslosig - keit werden dann in der Regel mehrere Me - dikamente nacheinander ausprobiert. Am Ende hat man möglicherweise zwölf Monate Therapie hinter sich, die nichts gebracht hat. Mit der molekularen Endoskopie können wir schon vorher sagen: Der Patient hat vor al- lem Molekül A im Darm gebildet, das die Krankheit aufrechterhält. Also beginnen wir Endoskopspitze. 1: Kanal für Mikro - werkzeuge 2: Licht 3: Kamera 4: Bow- denzüge zur Steue- rung des Mikrowerk - zeugs 1 2 2 4 3

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