Gesundheit erlangen - Herbst 2017

33 Porträt gesehenes passieren – und dann sind wir vorbereitet.“ Die Erfahrung der leitenden Hebamme ist auch für Ärzte Gold wert. Es gab Gynäkologen, die Silvia Körber beschei- nigten: „Was wir über Geburtshilfe wissen, haben wir von Hebammen gelernt.“ In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Ge- burtshilfe verändert. „Als ich anfing, ging es gerade los mit regelmäßigen Ultraschallun- tersuchungen“, erinnert sich Silvia Körber. „Da kam es vor, dass eine Frau mit Zwillin- gen schwanger war, der Arzt den Kaiser- schnitt machte und plötzlich nicht zwei Kin- der im Bauch waren, sondern drei. Eines hatte man einfach übersehen.“ Heute gibt es regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Schwangerschaft und Geburt sollen rundum geplant vonstatten gehen. „Die Paare sind sehr informiert und machen sich viele Gedan- ken“, weiß die leitende Hebamme. Werdende Väter führen minutiös Buch über jede Wehe ihrer Frau, womöglich gar per App. Ingenieure setzen sich im Kreißsaal erst mal ans CTG-Ge- rät, studieren die Kurven und meinen dann: „Die Wehe kann jetzt eigentlich nicht so schlimm gewesen sein.“ Silvia Körber rät wer- denden Eltern: „Lassen Sie es einfach auf sich zukommen. Es ist sowieso bei jeder Frau an- ders.“ Sie befürwortet, dass Schwangere heu- te selbstbestimmt wählen können: „Entspan- nungswanne, Akupunktur, Geburt im Stehen oder im Vierfüßlerstand – das ist heute alles machbar, und das ist gut so. Hebammen ha- ben zu dieser Offenheit viel beigetragen.“ Auch die Unterstützung der Männer heutzutage sei wertvoll. Nur, wenn der zukünftige Vater plötz- lich mit in die Wanne will, kann Silvia Körber bloß lachend fragen: „Haben Sie denn Ihre Ba- dehose dabei?“ Was er antwortet, ist eigent- lich egal. „Wir machen viel möglich. Aber in die Geburtswanne gehört nun mal nur die Frau.“ Von Sabrina bis Emil Dass Silvia Körber selbst zwei Kinder hat, hilft ihr im Umgang mit den gebärenden Frauen sehr, wie sie findet. „Weil ich wirklich weiß, was sie durchmachen.“ 6.500-mal war Silvia Kör- ber schon dabei, als ein neues Leben das Licht der Welt erblickte. Sie hat Zeiten miterlebt, in denen das neue Leben unendlich oft Sabrina hieß – wie die Privatdetektivin aus der US-Serie „Drei Engel für Charlie“. Und heute ist sie froh, wieder bei Charlotte und Emil angekommen zu sein, die es ganz früher schon einmal gab. Einmal wöchentlich hält Silvia Körber einen In- fo-Vortrag in der Frauenklinik. Viele Paare stel- len der erfahrenen Geburtshelferin dann ihre Fragen und wollen wissen, was in Erlangen an- ders läuft als anderswo. „Bei uns wird es nie langweilig“, ist wohl eine der Antworten, die Silvia Körber auf jeden Fall immer gibt. fm

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