Gesundheit erlangen - Herbst 2017

„Ich kann einer Krebspatientin nicht ver- sprechen: Wenn Sie Selen nehmen, leben Sie länger. Was ich ihr sagen kann, ist: Selen reduziert die Nebenwirkungen der Chemotherapie. Sie werden damit wahr- scheinlich das Medikament besser vertra- gen, das Ihre Heilung fördert“, sagt Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor des onko- logischen Spitzenzentrums Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN, und gibt da- mit ein Beispiel für Integrative Medizin. Die- ses Konzept kombiniert wissenschaftliche, also evidenzbasierte Medizin mit komple- mentären Verfahren. „Integrative Medizin deshalb, weil wir beide Seiten vereinen“, erklärt Oberärztin Dr. Carolin C. Hack aus der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen. „Die Komplementärmedizin kann die Schulmedizin nicht ersetzen, aber sinn- voll ergänzen – zum Beispiel bei Krebs, aber auch bei gutartigen gynäkologischen Erkrankungen wie Endometriose oder bei Wechseljahresbeschwerden.“ Die Wirkung kennen Am CCC Erlangen-EMN ist Integra- tive Medizin ein Baustein, der die Therapie immer öfter ergänzt. „Krebspatienten wünschen sich ergänzende Methoden und sie wollen darüber von Medizin-Report Was kann Ganzheitliche Therapie. Im Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN kombinieren Mediziner Schul- und komplementäre Medizin. ihrem Onkologen aufgeklärt wer- den“, hat Dr. Hack in einer Studie mit 2.900 Patientinnen herausgefunden. Ein wichtiger Punkt, denn auch Naturheilver- fahren können Wechselwirkungen hervor- rufen, andere Medikamente abschwächen, ja sogar giftig für den Körper sein. „Patien- ten – vor allem die, die bereits eine Thera- pie erhalten – sollten nicht selbst mit Heil- pflanzen herumexperimentieren und ein - fach etwas einnehmen, weil es zum Bei- spiel ihrer Freundin auch geholfen hat“, rät Dr. Hack. So könne etwa Johanniskraut die Wirkung des Gerinnungshemmers Marcumar, der Antibabypille und einiger HIV-Mittel herab- setzen. „In unserer Spezialambulanz für Integrative Medizin beraten wir jede Pati- entin eingehend und sagen ihr, welche Me- thoden für sie sinnvoll sind.“ In einer eige- nen Datenbank schlagen Dr. Hack und ihre Kollegen nach, welche Wechselwirkungen zu erwarten sind. Patientin und Arzt als ein Team, das offen kommuniziert – darauf wird in der Frauenklinik viel Wert gelegt. 34 Integrative M

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