Gesundheit erlangen - Herbst 2017

41 Aktiv leben ken Infekten oder Knochenmetastasen, die das Skelett beim Krafttraining schädigen könnten, müssen wir vorsichtig sein. Grund- sätzlich verbessert aber ein individuell ange- passtes Bewegungsprogramm speziell bei Krebspatienten die Lebensqualität und die Verträglichkeit der Therapie“, sagt Dr. Reljic. Bessere Krebsprognose Und der Sportwissenschaftler geht noch weiter: „Es gibt immer mehr wissenschaftli- che Belege dafür, dass sich auch die Pro- gnose der Patienten durch Sport verbessert – etwa bei Darm- und Brustkrebs.“ Jemand, der die Krankheit als Schicksalsschlag er- lebt, sich den Symptomen, der Chemo- und Strahlentherapie ausgeliefert sieht, der kön- ne außerdem beim Trainieren wieder Selbst- wirksamkeit empfinden. Der Schwerpunkt im Hector-Center liegt auf Kraft- und EMS- Training (Elektromyostimulation) zum Mus- kelaufbau. „Der Vorteil von EMS ist, dass es sehr effizient Ergebnisse erzielt. Nach nur 20 Minuten ist das Training beendet“, er- klärt Dejan Reljic. „Auch kraftlose Patienten und Menschen, die noch nie Sport getrieben haben, können EMS machen. Sogar bei Roll- stuhlfahrern lassen sich die Muskeln mit ge- zielten Stromimpulsen stimulieren.“ Jede Bewegungstherapie wird im Hec- tor-Center mit einer Ernährungsanalyse und -beratung verbunden. „Vor allem wegen des tumorbedingten Muskelabbaus brauchen Krebspatienten doppelt so viel Eiweiß wie Gesunde“, erklärt Ernährungswissenschaft- ler Dr. Joachim Herrmann. „Wenn wir ihren genauen Energie- und Eiweißbedarf ermit- telt haben, können wir sie zum Beispiel mit speziellen Proteinpräparaten unterstützen.“ Zielgruppe: Adipöse Während Krebspatienten an Gewicht und Muskelmasse zulegen müssen, geht es bei „Während wir früher empfohlen haben, sich zum Beispiel nach einem Herzin- farkt zu schonen, geht der Trend seit einigen Jahren hin zur Aktivität – neu- erdings sogar hin zu sehr intensiver Be- wegung in Form ei- nes gezielten Interva- lltrainings“, sagt der Sportwissenschaftler Dr. Dejan Reljic. Übergewichtigen und Adipösen in die ande- re Richtung: Sie sollen in erster Linie Kör- perfett und Gewicht abbauen. „Auch diese Zielgruppe werden wir zukünftig stärker betreuen“, sagt Dr. Herrmann und schließt den Kreis: „Ein zu hoher Körperfettan- teil erhöht nachweislich das Risiko, an Krebs zu erkranken, Stoffwechselprobleme wie Di- abetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, die Körperzu- sammensetzung durch Sport und Ernäh- rung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“ Im Hector-Center sind dazu u. a. Studien zu effizienten, zeitsparenden Trainingsmetho - den geplant. „Denn das Hauptargument Übergewichtiger ist noch immer: ,Ich habe keine Zeit für Sport!‘“, sagt Dejan Reljic. „Erste Studien haben aber gezeigt, dass schon zweimal 15 Minuten pro Woche ei- nen Unterschied machen.“ Wer motiviert in die erste Trainingsrunde starten will, kann dies zum Beispiel beim vierten Lauf gegen Krebs am Sonntag, 15. Oktober 2017, im Erlanger Schlossgarten tun. Jeder Teilneh- mer „erläuft“ Geld, mit dem die Ernährungs- und Sporttherapie bei Krebs weiter verbes- sert werden kann. fm Eröffnung des Hector-Centers im Juli 2017: Dr. h. c. Hans-Werner Hector (Gründer der Hector Stiftung II), Dr. Dejan Reljic, Josephine Hector, Dr. Joachim Herrmann und Prof. Dr. Yurdagül Zopf (v. l. n. r.) INFO Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport Telefon: 09131 85-45218 doris.bittner@uk-erlangen.de

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