Gesundheit erlangen - Winter 2017/2018
11 Titel INFO Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen – Allgemeine Anmeldung Telefon: 09131 85-34597 (Terminvergabe Mo.–Fr., 8.30–12.30, 13.15–16.00 Uhr) ckeliges dazu. „Erinnerungen sind veränderbar“, sagt Dr. Tanja Richter-Schmidinger, Psy- chologin in der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. „Jedes Mal, wenn wir eine Erin- nerung aus unserem Gedächt- nis hervorholen, verändern wir sie ein wenig und überschrei- ben die alte Version“, erklärt die Psychologin. Gegenwärtige Emotionen, die Umgebung, in der wir uns gerade befinden, neu gewonnene Erkenntnisse: All das beeinflusst unsere Erin - nerungen. „Ein plakatives Bei- spiel sind Beziehungen“, sagt Tanja Richter-Schmidinger. „Am Anfang sind die Verliebtheit und andere positive Gefühle sehr stark. Die Erinnerungen an die ersten gemeinsamen Erlebnisse sind wunderschön. Jahre später, wenn das Paar zum Beispiel mitten in einem heftigen Streit steckt, sieht die schöne Erinnerung an damals ganz anders aus. Manche Men- schen vergessen komplett, wie schön es am Anfang war.“ Verzerrte Erinnerungen führen auch dazu, dass Menschen für Straftaten verurteilt werden, die sie nie begangen haben – nur, weil ein Zeuge sich auf sein Gedächtnis verlässt. Hier wird die Plastizität des Gehirns – seine lebenslange Veränder- barkeit – zur Gefahr. „Anderer- seits ermöglichen ‚verfälschte‘ Erinnerungen den meisten Menschen ein glücklicheres, zufriedeneres Leben“, sagt Tan- ja Richter-Schmidinger. „Denn wir verformen und beschöni- gen die Vergangenheit unbe- wusst so, dass sie unser Selbstwertgefühl stärkt und uns ein gutes Gefühl gibt.“ Altes umlernen Wie schon oben erwähnt, wird eine Erinnerung umso besser behalten, je stärker sie mit ei- ner Emotion verknüpft ist. „Das ist auch der Grund dafür, wa- rum Ängste und vor allem Suchterkrankungen und trau- matische Erlebnisse oft so hartnäckig sind“, sagt Dr. Rich- ter-Schmidinger. Eingespielte Reiz-Reaktions- muster (Spinne → Angst, Droge → Belohnungssystem) und alte Glaubenssätze („Ich bin zu schwach.“) sind im Gehirn zwar fest verankert, können aber zum Beispiel dank der kogniti- ven Verhaltenstherapie umge- lernt werden. Vereinfacht heißt das: sich mit der emotional be- lastenden Situation konfrontie- ren, Verhaltensmuster erken- nen und sie bewusst verändern, also neu „einstudieren“. Oft ist das ein langer Prozess. Die Neuroplastizität des Gehirns macht ihn dennoch möglich. „Wichtig ist, das neue Verhal- ten in verschiedenen Situatio- nen und an unterschiedlichen Orten zu üben“, rät Tanja Rich- ter-Schmidinger. „Sonst kann es sein, dass sich jemand zwar im Therapieraum nicht mehr vor der Spinne fürchtet, wenn sie zu Hause plötzlich über die Bettdecke krabbelt, aber schon.“ fm Spielend lernen Menschen, die Video- oder Konsolenspiele spielen, ler- nen deutlich besser als Nicht- Spieler. Bei Gamern zeigt sich eine höhere Aktivität im Hippo- campus – einem Hirnbereich, der entscheidend ist für Lernen und Gedächtnis.
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