Gesundheit erlangen - Winter 2017/2018
12 Titel Auf Trampelpfaden durchs Gehirn Gedächtnis. Gedächtnistrainerin Karin Rötzer erklärt, wie wir mit Witz und Wiederholung unsere Merkfähigkeit verbessern. „Blödsinn ist gut fürs Gehirn“, sagt Karin Rötzer. Was unge- wöhnlich ist, was ein lustiges Bild vor unserem inneren Auge hervorruft, das merken wir uns. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes merk würdig. Und so kommt es vor, dass Karin Röt- zer im Supermarkt auf rohen Ei- ern tanzt. Also: in ihrer Fantasie. Ein Ort, ein Ding „Meine Einkaufsliste merke ich mir mit der Loci-Methode“, ver- rät die Gedächtnistrainerin. „Dabei wird jeder Gegenstand einem Körperteil zugeordnet: Die Eier packe ich mir unter die Füße und stelle mir vor, wie ich sie zertrampele. Mit der Butter schmiere ich mir meine Knie- gelenke ein und so weiter.“ Die Loci-Methode (lat. locus: Ort) praktiziert die 77-Jäh- rige auch mithilfe von Wohn- räumen, in denen sie zum Bei- spiel der Tür, den Fenstern und der Wanduhr Gegenstände zu- ordnet. Andere Gedächtnisex- perten machen fiktive Spazier - gänge durch ein Stadtviertel oder eine Straße und legen an bestimmten Stellen gedanklich die zu merkenden Dinge ab. Aber: „Vergessen ist auch eine Gnade“, findet Karin Rötzer. „Stellen Sie sich vor, Sie wür- den nichts mehr vergessen! Das wäre doch auch furchtbar.“ Trotzdem ist es wünschens- wert, nicht immer die Brille su- chen zu müssen und sich zu fragen, ob man das Auto wirk- lich abgeschlossen hat. „Für wichtige Dinge wie Schlüs- sel oder Brille suchen Sie sich am besten einen festen Ab- lageort. Bei Routinetätigkeiten hilft es, sich eine Handlung laut vorzusagen und bewusst die entsprechende Handbewegung zu machen, also: ‚Auto – ZU!‘“ Bewusst merken Bewusstheit und Achtsamkeit sind für das Gedächtnistraining entscheidend. „Üben Sie, Zei- tungsartikel bewusst zu lesen, und geben Sie jemand ande- rem den Inhalt wieder“, schlägt Karin Rötzer vor. „Hören Sie in einem Gespräch achtsam zu. Prägen Sie sich den Namen Ih- res Gegenübers bewusst ein, indem Sie ihn zum Beispiel ein-, zweimal während der Un- terhaltung wiederholen.“ So fühle sich der andere ge- schmeichelt und man selbst behalte den Namen besser. Durch Wiederholungen entste- hen „Trampelpfade“ im Gehirn. „Oft benutzte Wege sind leich- ter zu bewältigen als kaum begangenes Gelände“, weiß Karin Rötzer. Um Achtsamkeit
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw