Gesundheit erlangen - Winter 2017/2018
33 Porträt behandelte. „Dort sah ich so manchen Zahnstatus, zu dem es in Deutschland aufgrund der besseren Vorsorge nie gekom- men wäre“, berichtet Prof. Kes- ting. „Ich merkte, dass mir Chi- rurgie und zielgerichtetes Han- deln große Freude bereiten. Das war mein Ansporn.“ So ab- solvierte er im Anschluss noch das zusätzlich für den Facharzt- titel MKG-Chirurg erforderliche Studium der Humanmedizin. Bereits während des Studiums entwickelte Marco Kesting ein besonderes Interesse für die Spaltchirurgie, also die operati- ve Behandlung von Lippen-Kie- fer-Gaumen-(LKG)-Spalten. „Ein sehr spannendes Fachgebiet, das aber auch einen sehr sen- siblen Umgang mit den Patien- ten und deren Eltern erfordert“, erläutert Prof. Kesting. „Heute werden LKG-Spalten oft schon während der Schwangerschaft bei einer Ultraschalluntersu- chung diagnostiziert. Die be- sorgten Mütter und Väter kom- men dann zu uns, und wir tun erst einmal alles, um ihnen ihre Sorgen zu nehmen.“ An spezialisierten Zentren wie in Erlangen arbeiten die Exper- ten Hand in Hand. Bereits vor der Geburt wird der Therapie- plan aufgestellt, und am Tag nach der Entbindung nimmt der MKG-Chirurg einen Abdruck. „Im ersten Lebensjahr müssen die Familien sehr viele Termine bei uns wahrnehmen“, sagt Marco Kesting. „Das klingt an- strengend, wird aber von den Eltern meist nicht so empfun- den. Im Gegenteil: Sie sind froh, dass sie etwas für ihr Kind tun können. Und dank der heutigen Möglichkeiten sieht man den Patienten bei ihrer Einschulung nicht mehr an, dass sie mit ei- ner LKG-Spalte zur Welt gekom- men sind.“ „Ich suchte immer nach den außergewöhnlichen Fällen, den Herausforde- rungen.“ Es sind Fälle wie diese, die den Professor antreiben. „Ich finde es befriedigend, wenn ich mit meiner Tätigkeit einen Effekt er- ziele. Wenn ich es mit meiner eigenen Hände Arbeit schaffe, einem Patienten zu helfen“, er- klärt er. „Besonders deutlich ist das in der Tumorchirurgie, wenn es uns gelingt, einem Krebs- kranken mit einer OP das Leben zu retten.“ Deshalb schreckt Marco Kesting auch vor schein- bar aussichtslosen Fällen nicht zurück, sondern betrachtet sie als Herausforderung. Diese Ein- stellung möchte er in der Lehre an seine Studenten weiterge- ben. „Für das hiesige Uni-Klini- kum habe ich mich entschie- den, weil ich hier etwas bewe- gen kann“, betont er. „In der Forschung sehe ich viele Berüh- rungspunkte mit anderen Fach- disziplinen. Erlangen ist der ide- ale Nährboden für Neues.“ Die Oralmedizin voranbringen – als das, was sie wirklich ist. „Bei uns dreht sich eben nicht alles um weiße Zähne“, widerspricht Prof. Kesting dem Klischee und erläutert sein Anliegen. „Ein Bei- spiel: Wer Parodontitis hat, trägt auch ein höheres Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzin- farkt zu erleiden. Es ist wissen- schaftlich nachgewiesen, dass die Zahngesundheit Auswirkun- gen auf den gesamten Organis- mus hat. Folglich sollten wir ihr die entsprechende Bedeutung zukommen lassen.“ bm Nach Stationen in Bochum und Mün- chen folgte der Experte für Tumor- und Spaltchirurgie dem Ruf nach Er- langen. Im Umgang mit seinen teils sehr jungen Patienten kennt der zweifache Familienvater keine Berührungsängste.
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