Gesundheit erlangen - Frühjahr 2018
17 Titel Radiojodtherapie. Die Szintigrafie zeigt die Schilddrüse einen Monat vor (l.) und vier Monate nach (r.) einer Radiojodtherapie beim Morbus Base- dow: Die Stoffwech- selaktivität des Or- gans hat sich sicht- bar normalisiert. INFO Medizinische Klinik 1 des Uni-Klinikums Erlangen – Endokrinologie Telefon: 09131 85-35270 E-Mail: med1-hochschulambulanz@uk-erlangen.de Nuklearmedizinische Klinik des Uni-Klinikums Erlangen – Schilddrüsenambulanz Telefon: 09131 85-33416 E-Mail: nu-info@uk-erlangen.de „Die Schilddrüse ist das einzige Organ, das Jod in nennenswerten Mengen verstoff- wechselt“, führt Prof. Kuwert aus. „Es wird deshalb viel Energie innerhalb der Schild- drüse abgegeben, während der restliche Körper vor Strahlung geschützt bleibt.“ Pati- enten, die eine Radiojodtherapie bekom- men, sollten sich im Vorfeld bewusst jodarm ernähren, damit das Radiojod besser aufge- nommen wird. Während der Therapie blei- ben Patienten drei bis sieben Tage auf Sta- tion. Für wen sich die Behandlung eignet, wird im Einzelfall abgewogen: Wo bei der äl- teren Dame mit heißen Knoten und normal großer Schilddrüse wahrscheinlich die Ra- diojodtherapie infrage kommt, ist für den jüngeren Menschen mit stark vergrößerter Schilddrüse vielleicht eher eine OP ratsam. Therapien gegen Krebs Die Radiojodtherapie ist auch dann geeig- net, wenn ein Schilddrüsenkarzinom schon chirurgisch entfernt wurde. „Das Radiojod beseitigt dann restliches Schilddrüsenge- webe, das nach der OP eventuell noch mini- mal vorhanden ist“, erklärt Torsten Kuwert. „Wir verwenden Radiojod auch bei wieder- kehrenden Karzinomen oder solchen, die nicht operabel sind. Das funktioniert des- halb, weil nicht nur heiße Schilddrüsenkno- ten, sondern auch Tumoren Jod konzentriert speichern“, erklärt der Experte. In einem Tumorboard für endokrine Malignome – al- so Krebs, der von hormonbildenden Drüsen ausgeht – planen die Erlanger Nuklearmedi- ziner zusammen mit Radiologen, Chirurgen, Endokrinologen und anderen Kollegen das Vorgehen für jeden Krebspatienten indivi- duell. Neben dem seltenen Schilddrüsen- krebs widmet sich die Tumorprojektgruppe auch den noch selteneren neuroendokrinen Tumoren (s. S. 34). Ob operative Tumorentfernung oder Radio- jodtherapie: Der Patient sollte sich darauf einstellen, dass er danach L-Thyroxin ein- nehmen muss, um die neu entstandene – therapeutisch gewollte – Unterfunktion auszugleichen. fm
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