Gesundheit erlangen - Herbst 2018

12 Titel Neuropsychologische Tests: Mit spe- ziellen Verfahren werden sprachliche und nicht-sprachliche Gedächtnisfähigkeiten un- tersucht – etwa, indem der Wortschatz mit Bilderkarten überprüft wird (l.) oder Betroffene vorher gezeigte geometrische Formen aus der Erinnerung zeichnen müssen (u.). Fortsetzung von S. 11 Fünf bis zehn Prozent aller Demenzen liegt eine Erkran- kung zugrunde, die behandelbar ist. Nach erfolgreicher Therapie verschwindet auch die Demenz wieder. So können eine Schilddrüsenerkrankung, ein Vitamin- B12-Mangel, eine Schlafstörung und häufig auch eine Depression schuld an Gedächtnisproblemen sein. Je früher eine Demenz festgestellt wird, desto besser ist die Ausgangssituation für eine Therapie und desto mehr Zeit bleibt, sich auf das Kommende einzustellen. So kann sich der Betroffene vielleicht sogar noch selbst um Finanzielles, eine Vorsorgevollmacht, die zukünftige Wohnsituation und Betreuung kümmern. Die Selbsteinschätzung der eigenen geistigen Fähigkei- ten bleibt bei Menschen mit Alzheimer-Demenz meist noch bis zum mittleren von insgesamt drei Krankheits- stadien erhalten, danach geht die Krankheitseinsicht verloren. Viele Patienten neigen dazu, ihre Symptome herunterzuspielen, nach dem Motto: „Ich bin eben alt, da vergisst man schon mal was.“ Das kann zum einen an der Krankheit selbst liegen, zum anderen ist es mög- licherweise eine bewusste Abwehrhaltung, mit der der Betroffene sein Gesicht wahren will. „Eine Demenz ist eine große Belastung für den Selbstwert des Betroffe- nen, der sich vor seinen Kindern oder seinem Ehepart- ner schämt“, weiß Dr. Tanja Richter-Schmidinger, Psy- chogerontologin in der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. „Während der eine dadurch traurig wird, reagiert der andere aggressiv. Für Ange- hörige ist es oft schwierig, zu unterscheiden: Kann er etwas nicht mehr – oder will er nicht?“ Auch um hier Klarheit zu schaffen, ist eine frü- he Diagnosestellung so wichtig. „Angehörige müssen beizeiten den Hausarzt, einen Neurologen oder Psychiater einbinden. Der sollte dem Erkrankten deutlich klarma- chen, dass Hilfe nötig ist und er sich zum Bei- spiel in einer Gedächtnissprechstunde vorstel- len soll“, empfiehlt Prof. Dr. Elmar Gräßel von der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. „Ärzte haben da durchaus einen Vorteil gegen- über Lebenspartnern oder anderen Familienan- gehörigen, von denen sich Menschen mit De- menz oft bevormundet fühlen.“ fm INFO Gedächtnissprechstunde des Uni-Klinikums Erlangen Mo.–Fr., 8.30–12.30 Uhr und 13.15–16.00 Uhr Telefon: 09131 85-34597

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