Gesundheit erlangen - Herbst 2018
13 Titel Nicht heilen, aber bremsen Alzheimer-Demenz ist nicht heilbar – umso wichtiger sind präventive Maßnahmen (s. S. 9). Nicht-medikamentöse Therapien und Arznei- mittel können den kognitiven Abbau aber etwas hinauszögern und die Symptome lindern. Die Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesell- schaft für Neurologie (DGN) und der Deut- schen Gesellschaft für Psychiatrie und Psy- chotherapie, Psychosomatik und Nervenheil- kunde (DGPPN) empfiehlt unter anderem ver- schiedene Medikamente – je nach Demenz- form und -stadium. Zu oft Antipsychotika Zu unterscheiden sind zunächst zwei Arznei- mittelgruppen: Antidementiva sollen die geisti- ge Leistungsfähigkeit stabilisieren. Um best- möglich wirken zu können, sollten sie mög- lichst unmittelbar nach der Diagnosestellung verschrieben werden. Mit Antipsychotika und Antidepressiva können Ärzte zusätzlich verhal- tensbezogene und psychische Symptome wie Unruhe, Wahnvorstellungen oder Sinnestäu- schungen behandeln, die eine Demenz häufig begleiten. Ganz wichtig: Bei Verhaltensauffälligkeiten sol- len erst dann Medikamente gegeben werden, wenn psychosoziale Interventionen – also Maß- nahmen, die körperlich, geistig und sozial akti- vieren – keinen Erfolg zeigen (s. a. S. 14). Die Realität sieht aber oft anders aus, wie Prof. Dr. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizi- Therapie. Je früher eine Alzheimer-Demenz erkannt wird, desto besser sind die Einflussmöglichkeiten – mit und ohne Medikamente. nische Versorgungsforschung der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen, weiß: „34 Prozent der Demenzkranken in Deutschland bekom- men Antipsychotika, in Pflegeheimen sind es sogar über 50 Prozent. Wenn zuvor kein Ver- such unternommen wurde, problematisches Verhalten ohne Medikamente zu behandeln, ist das nicht leitliniengerecht“, so der Erlanger Ex- perte. „Es darf nicht darum gehen, Demenz- kranke möglichst stark ruhigzustellen. Eher müssen sich Behandler und Angehörige fragen: Wo rührt das Verhalten her und wie können wir die Umgebung oder die Situation so gestalten, dass sie für den Erkrankten angenehmer wird, weniger störend und angstmachend?“ → Antidementiva können den Krankheitsverlauf verzögern. Das bedeutet einen Gewinn an Zeit und Lebensqualität.
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