Gesundheit erlangen - Herbst 2018
16 Titel Wird ein Mensch dement, ist das für alle Famili- enmitglieder eine große Last. „Im Allgemeinen ist jeder zweite pflegende Angehörige stark be- lastet. Bei denjenigen, die einen Demenzkran- ken betreuen, sind es sogar 60 Prozent“, sagt Prof. Dr. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung der Psy- chiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. Er emp- fiehlt: „Jeder Angehörige eines Demenzpatien- ten sollte eine Beratungsstelle aufsuchen, und Angehörige entlasten. Pflegende Familienmitglieder müssen gut auf sich achten – dann ist auch dem Demenzkranken geholfen. „Sie müssen das nicht allein schaffen!“ zwar direkt dann, wenn die Diagnose feststeht.“ In Erlangen sind das in erster Linie der Verein Dreycedern und die Pflegeberatung der Stadt. Viele Angehörige glauben, dass sie alles allein schaffen müssten: Beruf, Familie, Privatleben und die Betreuung eines demenzkranken Part- ners oder Elternteils. „Das stimmt aber absolut nicht“, sagt Prof. Gräßel, der zur Versorgung von Demenzkranken und zu pflegenden Ange- hörigen forscht. „Es ist keine Schwäche, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, son- dern eine Stärke.“ Belastungen erkennen Elmar Gräßel hat einen Test entwickelt, der die Belastung pflegender Angehöriger misst (s. In- fokasten). Denn genauso, wie es Risikopatien- ten gibt, so gibt es Risikoangehörige, deren Ge- sundheit durch die häusliche Pflege leidet. Die- se Angehörigen gilt es früh „herauszufischen“ und ihnen individuelle Hilfen anzubieten. Entlastend wirken beispielsweise Angehöri- gengruppen und unterstützende (Ehe-)Part- ner. Weiterhin sollten pflegende Angehörige versuchen, ihre Ausgangssituation positiv zu beeinflussen: Indem sie sich Informationen beschaffen, handlungsorientiert vorgehen, be- stimmte Dinge bewusst sein lassen und zum Beispiel die Betreuung delegieren, reduzieren sie ihr persönliches Stresslevel. Hilfe in Erlangen ● Verein Dreycedern Altstädter Kirchenplatz 6 Telefon: 09131 9076800 Sprechzeiten: Mo., Di., Do.: 9.30–11.30 Uhr, Mi.: 14.00–16.00 Uhr ● Pflegeberatung der Stadt Erlangen Rathausplatz 1 Telefon (Lisa Neubert und Jessica Schönstein): 09131 86-2329 ● Selbsttest für pflegende Angehörige www.psychiatrie.uk-erlangen.de → Med. Psychologie und Soziologie → Psycho- metrische Versorgungsforschung → Burden Scale for Family Caregivers BSFC → German version Schulungen für Angehörige: s. S. 20
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