Gesundheit erlangen - Herbst 2018

21 Bluthochdruck – die stumme Krankheit Klinische Forschungsstation (CRC) der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-42951 E-Mail: roland.schmieder@uk-erlangen.de www.medizin4.uk-erlangen.de Anfangs verursacht er keine spezifischen Symptome und wird deshalb oft erst spät erkannt. Doch unbehandelt kann Bluthochdruck die Blutgefäße und Organe massiv schädigen und zu Demenz führen. Etwa 30 Millionen Menschen hierzulande haben Bluthoch- druck. Dabei wissen viele gar nicht, dass sie betroffen sind. Wichtig ist deshalb, den Blut- druck regelmäßig vom Haus- arzt überprüfen zu lassen. „Werden Werte über 140/90 mmHg gemessen, liegt eine Hypertonie vor, die behandelt werden sollte. Andernfalls sind Schäden an Nieren, Herz und Gehirn unausweichlich“, sagt Prof. Dr. Roland Schmie- der, Leiter der Klinischen For- schungsstation (CRC) für Hy- pertonie und Gefäßmedizin der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hyperten- siologie am Universitätsklini- kum Erlangen. Vielfältige Ursachen Ursachen für Bluthochdruck sind etwa genetische Anlagen, das Le - bensalter und auch Umweltein - flüsse. Diese primäre Hypertonie betrifft etwa 95 Prozent der Pati - enten. Daneben gibt es die sekun - däre Form, bei der andere Er - krankungen Bluthochdruck her - vorrufen. „Besonders oft ist hier die Niere der ‚Täter‘, etwa wenn das Gewebe oder die Gefäße des Organs krankhaft verändert sind“, so Roland Schmieder. „Die Niere ist zugleich aber auch ‚Op - fer‘ eines zu hohen Blutdrucks und wird oft zusätzlich durch Diabetes und hohe Fettstoff - wechselwerte geschädigt.“ Gebündelte Kompetenzen Behandlungsziel ist es, das Risi - ko für kardiovaskulär bedingte Erkrankungen und für Demenz zu minimieren. Auch wenn es gute Wege gibt, Bluthochdruck in den Griff zu bekommen, er - reicht von den behandelten Hy - pertonikern nur knapp die Hälf - te die Zielblutdruckwerte von weniger als 140/90 mmHg. Eini - ge Betroffene sind sogar resistent gegen gängige Methoden. „Im Uni-Klinikum Erlangen fin - den gerade diese Patienten Hil - fe“, erklärt Prof. Schmieder. „Denn der in der Nephrologie angesiedelte Schwerpunkt Hy - pertonie ist interdisziplinär aus - gerichtet. Die gesamte Therapie erfolgt durch ein Ärzteteam aus Nephrologen, Kardiologen, Neu- rologen und Radiologen. Wir klären nicht nur die Ursachen ab, sondern betrachten und behan - deln auch die Konsequenzen für die Gefäße.“ Die Zusammenar - beit verschiedener Disziplinen ist wichtig, weil Bluthochdruck zu Herzerkrankungen führen kann, aber auch Wegbereiter von Schlaganfall und Demenz ist. Studien zeigen, dass bereits ein grenzwertig hoher Blutdruck das Gehirn schädigt und es zu deutlich messbaren kognitiven Funktionsstörungen kommt. Studienteilnehmer gesucht Neben der medikamentösen Therapie etabliert sich seit etwa 2008 die Renale Denervation als erfolgversprechende Behand - lung: Dabei werden überaktive Nierennervenfasern („Stressner - ven“) durch hochfrequente Ra - diowellen oder Ultraschall deak - tiviert. Interessierte Patienten können sich im Rahmen von Stu - dien im CRC behandeln lassen. Drei Fragen an Prof. Dr. Roland Schmieder: Welche Symptome weisen auf Bluthochdruck hin? Zu hoher Druck in Venen und Arterien äußert sich oft nicht ein - deutig. Da er bei vielen Patienten ab der zweiten Lebenshälfte auf - tritt, verbinden sie Kopfschmer - zen, Schwindel, nachlassende Leistungsfähigkeit oder Schlaf - störungen eher mit dem Alter oder mit anderen Erkrankungen. Frauen etwa denken häufig zunächst an Wechseljahresbe - schwerden. Auch Nervosität und Leistungseinbußen bei den kognitiven Fähigkeiten stehen in Verbindung mit Bluthochdruck. Welche Behandlungsmög- lichkeiten gibt es? Bewährt hat sich die medika - mentöse Therapie mit Diuretika, ACE-Hemmern, Sartanen oder Kalziumantagonisten. In Verbin - dung mit einer gesunden Le - bensweise lassen sich primäre Hypertonien damit sehr gut behandeln. Bei der sekundä- ren Form muss die auslösen- de Grunderkrankung therapiert werden. Noch junge Methoden wie die Renale Denervation sen - ken ebenfalls den Blutdruck. Für wen kommt die Rena- le Denervation infrage? Früher waren es Menschen mit therapierefraktärer arteriel- ler Hypertonie, also solche Pati - enten, deren Blutdruck sich auch durch eine Mehrfachmedi - kation nicht senken lässt. Der Schwerpunkt hat sich aber ver - schoben. Patienten mit milder bis mäßiger Hypertonie, die weniger Tabletten einnehmen wollen, ste - hen im Fokus und können sich im Rahmen von Studien an die Klini - sche Forschungssation der Medi - zin 4 wenden. Anzeige

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