Gesundheit erlangen - Winter 2018/2019
16 Titel Fortsetzung von Seite 15 Insulin: schnell oder langsam Ist der Blutzucker schon zu Beginn der Erkran- kung sehr hoch oder ist er mit einem, zwei oder sogar drei Blutzuckersenkern nicht (mehr) in den Griff zu bekommen, müssen sich Betroffe- ne Insulin spritzen. Meist geschieht das heute mit einem modernen Insulin-Pen (s. Bild S. 17). Je nach Beschwerdebild kommt ein kurz wir- kendes (vier bis acht Stunden) oder ein lang wirkendes (bis zu 24 Stunden) Insulin infrage, oder eine Kombination aus beiden. Kurz wirksame Insuline werden hauptsächlich zu den Mahlzeiten gespritzt. Bisher sollten sich Typ-2-Diabetiker das Hormon meist ca. 10 bis 30 Minuten vor dem Essen verabreichen, die Dosis mussten sie im Voraus an die Größe ihrer Mahlzeit anpassen. „Seit Kurzem gibt es das neue, ultraschnell wirksame Insulin Fiasp. Es kann zwei Minuten vor, aber auch noch 20 Mi- nuten nach der Mahlzeit gespritzt werden. Da- mit sind Typ-2-Diabetiker viel flexibler“, erklärt Dr. Riel. Gerade für Menschen mit anderen schweren Erkrankungen ist das eine Erleichte- rung: Tumorpatienten etwa, denen durch die Chemotherapie oft übel wird, wissen meist gar Weitere Wirkstoffe GLP-1-Analoga Sie wirken wie das Darmhormon GLP-1, das heißt: Ist der Blutzuckerspiegel erhöht, regen sie die Bauchspei- cheldrüse an, Insulin zu produzieren. Gleichzeitig hin- dern sie die Leber daran, Glukose ins Blut abzugeben, und verzögern die Magenentleerung, sodass das Sätti- gungsgefühl länger anhält. GLP-1-Analoga werden wie Insulin gespritzt. Neben der Wirkung auf den Blutzucker haben sie auch einen positiven Effekt auf das kardio- vaskuläre Risiko. DPP-4-Hemmer Sie sind die verträglichsten Antidiabetika. Sie verhin- dern den Abbau des Darmhormons GLP-1 und führen wie die GLP-1-Analoga dazu, dass die Bauchspeichel- drüse weiter Insulin ausschüttet, sich die Nahrungspas- sage durch den Magen verzögert und die Leber weniger Glukose produziert. Genau wie Insulin können DPP-4- Hemmer auch bei einer Niereninsuffizienz verabreicht werden. Außerdem erhöhen sie das Risiko für eine Un- terzuckerung nicht, wie es etwa bei der Wirkstoffklasse der Sulfonylharnstoffe der Fall ist. Bei einer Leber- schwäche sind DPP-4-Hemmer nicht zu empfehlen. SGLT-2-Hemmer Diese neue Medikamentengruppe setzt nicht bei der Insulinproduktion oder -empfindlichkeit an, sondern beim überschüssigen Zucker: SGLT-2-Hemmer sorgen dafür, dass Glukose über den Urin ausgeschieden wird. Dazu blockieren sie jenes Protein, das den Zucker aus den Nieren eigentlich wieder ins Blut leitet. Positive Effekte: SGLT-2-Hemmer wirken blutdrucksenkend, verringern das kardiovaskuläre Risiko und erleichtern das Abnehmen. Weil Glukose aber ein Nährboden für Pilze und Bakterien ist, können SGLT-2-Hemmer die An- fälligkeit für Genital- und Harnwegsinfekte erhöhen. Insulinpumpe: Ein kleines Kästchen am Oberarm gibt Typ-1-Diabetikern mehr Freiheiten.
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