Gesundheit erlangen - Winter 2018/2019

34 Interview Nierentransplantation. Prof. Dr. Mario Schiffer ist der neue Direktor der Medizini- schen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiolo- gie des Uni-Klinikums Erlangen. Ein Gespräch über die Rundumversorgung nach Nierentransplantationen. Prof. Schiffer, warum beschäftigt Sie die Nierentransplantation so sehr? Weil die Niere das Spenderorgan mit der größten Knappheit ist. Auf den ersten Blick sieht alles gut aus, denn kein Organ wird häufiger transplantiert. Allein im Transplan- tationszentrum Erlangen-Nürnberg waren es 2017 insgesamt 72 Nierentransplantati- onen. Aber: Auch bei keinem anderen Or- gan ist die Warteliste so lang! Auf eine Spenderniere kommen im Schnitt sieben Patienten, die sie dringend benötigen, und bei denen keine Lebendspende, etwa von einem Verwandten, möglich ist. Wie lange warten Patienten denn auf eine Niere? Rund acht bis zehn Jahre. Eine unglaublich lange Zeit, in der die Betroffenen dreimal pro Woche für je bis zu fünf Stunden zur Dialyse müssen, um ihr Blut reinigen zu las- sen. Es ist also kein Wunder, dass eine Spenderniere für den Patienten unfassbar kostbar ist und er hofft, das Organ nach der Transplantation nicht zu verlieren. Deshalb ist mein Anliegen, die Transplantations- nachsorge zu verbessern. Was verstehen Sie unter „Nachsorge“? Wir müssen den Blick weiten – und über die Transplantation hinausschauen. Natür- lich warten alle Nierenpatienten sehnsüch- tig auf den Anruf, dass ein Spenderorgan für sie gefunden wurde. Ich erinnere aber auch immer: Mit der Operation sind sie nicht automatisch gesund, sondern sie bleiben Nierenpatienten, die genau auf ihre Gesundheit achten müssen. Die Zahlen zei- gen: In den ersten drei Jahren nach der Transplantation verlieren rund acht Prozent der Patienten ihr Organ durch eine Abstoß- ungsreaktion. Andere entwickeln Herz- Kreislauf-Erkrankungen, weil ihr Körper in der Dialysezeit stark geschwächt wurde. Damit die neue Niere gesund bleibt, muss gewissenhaft für sie gesorgt werden, und die Hauptverantwortung liegt beim Patien- ten: Er sollte regelmäßig zu den Nachunter- suchungen ins Transplantationszentrum und zu seinem Facharzt fahren, er muss seine Medikamente regelmäßig nehmen und sportlich aktiv bleiben, um sein Herz-Kreislauf-System fit zu halten. Diese „Organpflege“ erfordert ein hohes Maß an Wie kostbar eine Niere ist

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