Gesundheit erlangen - Winter 2018/2019
40 Medizin-Report Fortsetzung von S. 39 Das Leben geht weiter Auch für die Angehörigen ist das Intensivta- gebuch eine Stütze. „Hilflosigkeit“, sagt Li- sa Dietmar, „ist das dominierende Gefühl der Ehepartner und Kinder der Patienten. Sie können nichts tun, nur zu Besuch kom- men, eine Hand halten und hoffen, dass sich der Gesundheitszustand wieder bes- sert. Aber mit dem Intensivtagebuch be- kommen sie eine neue Aufgabe. Außerhalb der Klinik geht ja der Alltag weiter, und das können die Angehörigen festhalten. Eine Ehefrau kann ihrem Mann zum Beispiel be- richten, dass der Sohn beim Fußball ein Tor geschossen hat.“ Wenn er sich bereit fühlt Das Wichtige beim Intensivtagebuch: Es ge- hört allein dem Patienten und wird für ihn geschrieben. Wenn er die Intensivstation verlässt, nimmt er das Buch mit. Und: Er muss selbst entscheiden, ob und wann er darin liest. Tobias Heckelsmüller erklärt: „Einige wollen das sofort. Sie wollen wissen, was in der Zwischenzeit geschehen ist und wie die Pfleger und ihre Lieben sie wahrge- nommen haben. Manche besuchen hinter- her sogar noch einmal die Intensivstation – auch das kann bei der Verarbeitung helfen. Andere Patienten suchen erst einmal größt- möglichen Abstand zum erlebten Trauma und legen das Intensivtagebuch in die Schublade. Die Erinnerungen sind trotzdem sicher festgehalten und warten auf ihn, wenn er sich für sie entscheidet.“ ms Monitore, Spritzenpumpen, Beatmungs- maschine – damit auch Angehörige alle Geräte am Bett kennen, sind diese im Intensivtagebuch erklärt. Lieber Schatz, ich war heute Morgen und heute Abend bei dir. Julia ist auch mitge- kommen. Sie hat in Deutsch eine 2 geschrie- ben und dir aus ihrem Aufsatz vorgelesen. Du hast uns, glaube ich, erkannt und dich gefreut, dass wir da waren.
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