Gesundheit erlangen - Frühling 2019
35 Interview dien bei Kindern entsteht, deren Mütter diese während der Schwangerschaft mit einer erhöhten Testosteronmenge belas- ten. Solch eine erhöhte Hormonausschüt- tung entsteht durch starken Stress, aber auch durch Alkohol- und Nikotinkonsum in der Schwangerschaft. Diese Testoste- ron-Belastung erklärt u. a. auch, warum der Hochdosiskonsum von Alkohol bei Männern viermal höher ist als bei Frauen. Kann man einer Alkoholabhängigkeit mit Disziplin und Willenskraft entge- gentreten oder hilft nur eine Therapie? Wenn drei oder mehr der anfangs genann- ten Kriterien zutreffen, sollte man in jedem Fall fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Dennoch ist beim Umgang mit Suchtverhal- ten die Selbststeuerung ganz entschei- dend. Ein Arzt sollte diese unterstützen und motivieren. Das gelingt, wenn er dem Pati- enten auf Augenhöhe begegnet und ihn als mündiges Gegenüber behandelt. Letztlich muss der Betroffene die Entscheidung, den Alkoholmissbrauch zu beenden, selbst tref- fen und sie aktiv umsetzen. Wie reagiere ich, wenn mir im Freun- des- oder Kollegenkreis eine Alkoholab- hängigkeit auffällt? Alkoholabhängigkeit ist keine charakterli- che Schwäche, sondern eine anerkannte Krankheit und muss entsprechend behan- delt werden – ohne Stigmatisierung. Wer helfen möchte, sollte die Betroffenen viel- mehr auf die Gefahren hinweisen und die Eigenverantwortung für ihr Leben betonen, ohne sie mit Vorwürfen unter Druck zu set- zen. Damit erreicht man nur Widerstand und Abwehr. Wer bietet fachliche Hilfe bei einer Alkoholabhängigkeit? Entweder der Hausarzt oder gleich ein Facharzt, sprich ein niedergelassener Neu- rologe oder Psychiater. Auch unsere Psy- chiatrische Ambulanz im Uni-Klinikum Er- langen bietet bei Bedarf gerne Unterstüt- zung an (Kontakt: 09131 85-34597). Inzwi- schen haben viele größere Betriebe auch spezielle Anlaufstellen, an die sich ihre An- gestellten wenden können. Auch das Uni-Klinikum hat eine niederschwellige Be- ratungsstelle zu Fragen einer möglichen Al- koholabhängigkeit für seine Mitarbeiter eingerichtet. keb Sucht und Schwangerschaft Am Uni-Klinikum Erlangen beginnt im Sommer 2019 eine interdisziplinäre Studie über den Zusammenhang von Stress in der Schwanger- schaft und Suchtrisiken. Prof. Kornhuber sagt: „Wir untersuchen, wie sich die Lebensumstände von Frauen in der Frühschwangerschaft auswir- ken. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Kinderpsychiatrie und der Frauenklinik des Uni- Klinikums Erlangen. Wir betrachten dabei nicht nur Stress sowie Alkohol- und Nikotinkonsum, sondern bieten den werdenden Müttern auch Achtsamkeitsübungen an, die dem Stress entge- genwirken und so das spätere Suchtrisiko ihrer ungeborenen Kinder positiv beeinflussen sollen.“
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