Gesundheit erlangen - Frühling 2019

36 Organspende. Mit einer Spenderlunge und einer transplantierten Niere wurde Franziska Liebhardt 2016 Paralympics-Siegerin. Heute setzt sie sich als Botschafterin für die Organspende ein. Ein Gespräch über Geben und Nehmen und die Freiheit, sich zu entscheiden. Weil eine Autoimmunerkrankung Franziska Liebhardts Organe angreift, wurde ihr 2009 ei- ne neue Lunge transplantiert, 2012 bekam sie eine Spenderniere. Mit diesen Voraussetzun- gen trat Franziska Liebhardt als Leichtathletin bei den Paralympics 2016 in Brasilien an – und gewann Gold im Kugelstoßen und Silber im Weitsprung. „Die Ärzte hatten mir gesagt, dass Leistungssport mit einer Spenderlunge medizi- nisch nicht möglich sei“, so die heute 37-Jähri- ge. Sie bewies ihnen das Gegenteil. Mittlerweile treibt Franziska Liebhardt nur noch hobbymäßig Sport. „Ich habe alles erreicht und meine Karriere auf dem Höhepunkt beendet“, sagt sie. Ihre Energie steckt sie nun in ein ande- res Herzensprojekt: Als Rednerin spricht sie auf Fachkongressen, in Schulen und Vereinen über ihre Geschichte – darüber, wie sie trotz aller ge- sundheitlichen Rückschläge immer wieder die Motivation fand, ihre Ziele zu verfolgen. Und da- rüber, dass sie großes Glück hatte, zweimal ein Spenderorgan zu erhalten. „Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr Organ- spenderin“, sagt die ehemalige Spitzensportle- rin. „Ich hatte eine Cousine, die auf eine Spen- derlunge wartete und auf der Warteliste ver- storben ist, weil es kein rechtzeitiges Organan- „Ich werde keine Ruhe geben“ gebot gab.“ Und Franziska Liebhardt sah später noch viele andere Menschen um sich herum sterben, weil sie nicht so viel Glück hatten wie sie selbst. „Ich spüre eine Verantwortung für die Menschen auf den Wartelisten und möchte etwas bewegen in den Köpfen. Ich werde keine Ruhe geben, bis wir eine echte Verbesserung der Organspendezahlen erreicht haben.“ Im vergangenen Jahr haben 955 Menschen in Deutschland nach ihrem Tod ihre Organe ge- spendet – auf den Wartelisten standen im De- zember 2018 9.400 Patienten. Auf die Frage, warum das Angebot so viel geringer ist als der Bedarf, hat Franziska Liebhardt mehrere Ant- worten: „Personalmangel in Kliniken und damit die Überlastung von Ärzten und Pflegepersonal auf Intensivstationen führen dazu, dass poten- zielle Organspender nicht zuverlässig erkannt oder nicht gemeldet werden. Die Transplanta- tionsbeauftragten in Kliniken werden nicht aus- reichend für diese Tätigkeit freigestellt. Außer- dem mangelt es in Deutschland an einer guten Organspendekultur.“ Eine Selbstverständlichkeit? Für Franziska Liebhardt, die ihr Leben der Or- ganspende verdankt, ist es selbstverständlich, Organspenderin zu sein. „Denn wer nimmt oder

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