Gesundheit erlangen - Frühling 2019
52 Erforscht und entdeckt Ein Hühnerknochen auf Reisen Fremdkörper. Ein verschluckter Knochen forderte die Erlanger Chirurgen heraus. „Ich hatte sehr starke Bauchschmerzen, wollte nichtsmehr essen, nur trinken“, erzählt Stephan Bruder. Irgendwann ging es ihm so schlecht, dass er sich in der Chirurgischen Notaufnahme des Uni-Klinikums Erlangen vorstellte. „Auf CT-Aufnahmen des Bauchraums entdeck- ten wir einen etwa vier Zentimeter langen Hüh- nerknochen und sahen, dass er durch die Wand des Zwölffingerdarms in Richtung Leber gewan- dert war“, erklärt Oberarzt Dr. Christian Krautz von der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. Jetzt erinnerte sich auch Stephan Bruder: Vor Monaten hatte er ein halbes Hähn- chen gegessen und ein spitzer Flügelknochen war ihm kurzzeitig im Hals steckengeblieben. „Zum Glück ist der Knochen knapp an den Le- bergefäßen vorbeigewandert, sonst hätte es zu einer schweren Blutung kommen können“, sagt Dr. Krautz. „Wir haben zuerst versucht, den Fremdkörper bei einer Magenspiegelung zu grei- fen – aber das klappte nicht. Durch eine Kombi- nation aus Magenspiegelung und laparoskopi- scher, minimalinvasiver OP bekamen wir den Übeltäter schließlich zu fassen und konnten das Loch in der Darmwand wieder schließen.“ Fischgräten und Knochen liegen auf den Plät- zen eins und zwei der Fremdkörper, die am häu- figsten von Erwachsenen verschluckt werden, gefolgt von Zahnprothesen. In 80 Prozent der Fälle passiert das Verschluckte den Verdau- ungstrakt problemlos und wird ausgeschieden, in 20 Prozent ist eine Magenspiegelung nötig, um den Übeltäter zu bergen. Stephan Bruder gehört zu dem einen Prozent der Patienten, bei denen sogar operiert werden muss. Bis heute hat er kein halbes Hähnchen mehr gegessen. fm Verschluckte Kno- chen oder Gräten können sich durch Bauchschmerzen oder ein Fremdkör- pergefühl bemerkbar machen. Manchmal bereiten sie aber auch gar keine Pro- bleme oder werden erst Monate nach dem Verschlucken entdeckt.
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