Gesundheit erlangen - Sommer 2019

11 Titel Was kostet ein Hörgerät? Die Krankenkassen übernehmen der- zeit 784,94 Euro für das erste Hörgerät. Dieser Festbetrag umfasst auch die Anpassung, Testung, Wartung und Repa- ratur der Hörhilfe. Mehrkosten für teu- rere Systeme, die nicht medizinisch not- wendig sind, muss der Versicherte selbst tragen. HdO oder IdO? Generell zu unterscheiden sind Hinter-dem- Ohr-Systeme (HdO), die hinter der Ohrmuschel sitzen und den Schall über einen kleinen Schlauch ins Innere des Ohrs führen, und In- dem-Ohr-Systeme (IdO), die direkt in der Ohr- muschel oder im Gehörgang platziert werden – teilweise sind sie von außen völlig unsichtbar. „Die kleinen IdO-Geräte kommen zum Beispiel für Brillenträger oder Sportler infrage. Sie eig- nen sich aber nur für leichte Hörminderungen“, sagt Prof. Hoppe. „Die Batterien beziehungs- weise Akkus sind nicht so leistungsfähig wie bei HdO-Geräten, die Bedienung erfordert Fin- gerspitzengefühl und der Gehörgang muss so groß sein, dass überhaupt ein IdO hineinpasst.“ Gerade für Senioren ist deshalb oft ein etwas größeres, leicht zu bedienendes HdO-Gerät die beste Wahl. „Auch die sind heute sehr gut, mi- nimieren Störgeräusche, unterdrücken Rück- kopplungen und pfeifen deshalb nicht mehr so wie die Geräte früher“, sagt Prof. Hoppe. „Au- ßerdem braucht die Optimierung des Sprach- verstehens Platz – und den bieten HdOs.“ Es muss nicht teuer sein Weil vielen Menschen ihre Hörminderung noch immer unangenehm ist und sie diese Schwä- che am liebsten verstecken wollen, entwickeln Hersteller immer kleinere, unauffälligere Hör- hilfen. Selbst das kleinste HdO-System ist heute nicht größer als eine Kaffeebohne. Viele moderne Geräte verfügen über Spezialfunktio- nen wie die automatische Anpassung an die Hörumgebung oder Bluetooth. Dank Letzte- rem kann der Träger sein Hörsystem zum Bei- spiel mit dem Handy koppeln, darüber Anrufe entgegennehmen oder Musik hören. Bei sol- chen Oberklassemodellen beträgt der Ei- genanteil zwischen 1.500 und 2.500 Euro – oft werden zwei Geräte benötigt. Generell gilt: Je kleiner und je vielfältiger die Funktionen, desto teurer. → 6 Schritte zur Hörhilfe ► ärztliche Verordnung beim HNO-Arzt holen ► geeigneten Hörakustiker finden ► zwei bis drei Geräte für je zwei bis vier Wochen testen (konsequent ganztags), dabei Hörtage- buch führen (In welchen Situationen ist das teurere Gerät besser als das zuzahlungsfreie?) ► ausgewähltes Hörgerät zuzahlungsfrei vom Hörakustiker erhalten oder: Antrag auf volle Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen ► Genehmigung, dass der Hörakustiker seine Leistungen mit der Krankenkasse abrechnen nen kann, oder – bei Ablehnung – begründeter Widerspruch (Wurden die Vorteile des teureren Geräts beim Sprachverstehen von der Kasse überhaupt berücksichtigt?) ► bei endgültiger Ablehnung durch die Kranken- kasse: Klage vor dem Sozialgericht möglich

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