Gesundheit erlangen - Sommer 2019

17 Titel „Wir führen an der Erlanger HNO-Klinik regel- mäßig Versorgungsstudien durch“, sagt Audio- loge Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe. „Die Forschung liefert uns zum Beispiel immer wieder neue Er- kenntnisse darüber, wie wir Hörgeräte optimal anpassen und wie die Hersteller sie noch ver- bessern können.“ Ein aktuelles Projekt aus Er- langen, das von der Deutschen Forschungsge- meinschaft bis 2021 mit 300.000 Euro geför- dert wird, widmet sich dem Sprachverstehen. Prof. Hoppe erklärt: „Mithilfe der Elektroen- zephalografie (EEG) schauen wir in die Köpfe der Probanden – in ihre Hörzentren – und be- obachten, wohin sie hören. Die Frage ist: Wenn es zum Beispiel einen Sprecher gibt und ver- schiedene Störgeräusche – worauf richtet der Hörende dann seine Aufmerksamkeit? Welche Areale des Gehirns sind beteiligt? Und wie ma- chen wir das Sprachverstehen objektiv mess- bar?“ Mit diesem Wissen könnten Hörhilfen ir- gendwann so konstruiert werden, dass sie re- gistrieren, wem oder was die Ohren gerade zu- hören. „Die Geräte könnten dann ihre Mikrofo- ne entsprechend ausrichten und eben nur die Töne verstärken, auf die sich jemand gerade konzentriert“, erklärt Ulrich Hoppe. Tinnitus, Demenz und mehr Im neurowissenschaftlichen Labor der Erlan- ger HNO-Klinik forschen die Wissenschaftler zu Schwerhörigkeit, zum Tinnitus und dazu, wie sich Hören und Verstehen durch Lernpro- zesse verändern. „Weiterhin gibt es interes- sante Studien zum Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz“, führt Prof. Hop- pe an. „Menschen mit Hörstörungen sind eher Forschung: Wo hören Sie hin? Hörforschung. Wissenschaftliche Studien tragen dazu bei, dass Menschen mit Hörminderungen immer besser versorgt werden. Vordergrund? Hintergrund? Worauf konzentriert sich das Gehör? Diese und weitere Fragen will die Hörforschung beantworten. sozial isoliert, bekommen weniger Aktivierung durch ihre Umwelt und bauen so auch geistig eher ab“, erklärt Prof. Hoppe. „Das kann das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, erhö- hen. Ein abschließendes Urteil muss die Wis- senschaft dazu aber noch fällen“, so der Ex- perte weiter. Erste Studien deuten darauf hin, dass sich durch Hörhilfen auch einige neurokognitive Fä- higkeiten älterer Menschen wieder bessern. Sollten sich diese ersten Annahmen der Hör- forscher bestätigen, könnte die frühzeitige Be- handlung von Hörproblemen auch einen Bei- trag zur Demenzprävention leisten und damit große gesellschaftliche Relevanz erlangen. fm

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