Gesundheit erlangen - Sommer 2019

20 Gut beraten Titel Es antwortet Dr. Lukas Speetzen, Assistenz- arzt im Gleichgewichtslabor der Hals-Nasen- Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. B reak Dance oder Wilde Maus – die Erlanger Bergkirchweih lockt mit zahlreichen Fahrge- schäften. Nicht übel! Oder doch? Während es manche rasant mögen, wird es teilweise be- sonders Erwachsenen schon allein beim Zuse- hen schlecht. Spätestens nach der Fahrt im Schleudergang melden sich bei vielen dann der Magen und der Kopf. Kinder lieben Loopings Für das Gleichgewichtssystem sind mehrere Sin- ne verantwortlich, die übereinstimmende Ein- drücke liefern müssen. Das Zusammenspiel zwi- schen Gleichgewichtsorgan, Augen, Muskeln, Gelenken und Gehirn ist entscheidend dafür, dass wir uns wohlfühlen und keinen Schwindel empfinden. Liefert eines dieser Organe Infor- mationen, die im Widerspruch zu den Eindrü- cken anderer Organe stehen, entsteht Schwin- del. Beim Karussellfahren wird das Gleichge- wichtsorgan im Innenohr stark beansprucht. Die Bogengänge sind schuld Doch warum hält der Schwindel auch nach der Fahrt noch an? Der Grund ist in erster Linie im Ohr zu suchen. Die zum Gleichgewichtsorgan gehörenden Bogengänge im Innenohr beste- hen aus drei im 90-Grad-Winkel zueinander angeordneten Ringen und beherbergen Sin- neshärchen. Die Auslenkung dieser Härchen wird von Bewegungen der Flüssigkeit bedingt, mit der das Innenohr gefüllt ist. Der entschei- dende Impuls dazu entsteht durch Kopfbewe- gungen. Die Flüssigkeit ist relativ träge und ro- tiert nach längeren Drehbewegungen einen gewissen Moment weiter. Gleichzeitig liefern die Augen und Muskeln nach der Karussell- fahrt andere Sinneseindrücke. Dieser sensori- sche Konflikt führt zu Schwindel und manch- mal zu Erbrechen. Aber warum betrifft es häufiger Erwachsene als Kinder, und dabei auch nicht jeden Erwach- senen? Der Grund liegt in der unterschiedli- chen Leistungsfähigkeit des Gleichgewichts- systems. Hier gibt es teils große Unterschiede zwischen Jung und Alt, aber auch innerhalb ei- ner Altersgruppe. Ist die individuelle Leistungs- fähigkeit überschritten, folgt Schwindel. Wer sich doch aufs Karussell traut, fixiert am bes- ten einen festen Punkt, zum Beispiel den Sitz vor sich, da Auge und Innenohr dem Gehirn dann die gleichen Informationen melden. Warum wird uns beim Karussellfahren schlecht? Und warum trifft es vor allem Erwachsene? V site

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