Gesundheit erlangen - Sommer 2019

Titel 9 Kulturveranstaltungen empfinden Menschen mit Hörproblemen zusehends als frustrierend. Die erste Anlaufstelle bei Hörstörungen ist der HNO-Arzt. Er kann festellen, was der Hörstö- rung zugrunde liegt und eine Behandlung emp- fehlen: Muss der Gehörgang professionell ge- reinigt werden? Kann ein Hörgerät helfen? Sind Medikamente nötig oder vielleicht sogar eine Operation? Hörzentrum Nordbayern Im Hörzentrum Nordbayern widmet sich ein multiprofessionelles Team aus über 50 Mitar- beitern diesen Fragen: HNO-Ärzte, Audiologen, Hörakustiker, Logopäden und viele andere hel- fen Patienten mit Hörstörungen dabei, wieder mehr Klang in ihr Leben zu bringen. Das Hör- zentrum Nordbayern ist eine bayernweit einzig- artige Einrichtung. Es ist an die HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen angegliedert. „Wir bündeln in unserem Zentrum ärztliche und technische Kompetenzen rund ums Hören“, er- klärt Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Direktor der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Als Erstes ist es wichtig, Ursprung und Ausmaß ei- ner Hörminderung genau zu bestimmen. Hier- für gibt es eine Vielzahl von Hörtests und Mes- sungen direkt im Ohr“, erklärt der Experte. „Frü- her haben Ärzte angeborene Hörstörungen zum Beispiel oft erst im Kleinkindalter erkannt – meist per Zufall. Heute können wir schon in den ersten Tagen nach der Geburt messen, ob das Baby gut hört – und falls es das nicht tut, gleich behandeln (s. S. 16).“ Menschen mit Hörproblemen können sich ent- weder an einen niedergelassenen HNO-Arzt wenden oder direkt ans Hörzentrum Nordbay- en. Für niedergelassene Fachärzte bieten die Kollegen des Uni-Klinikums Erlangen Audiome- trie-Kurse an und schulen sie darin, das Gehör präzise zu vermessen. „Denn Ärzte können erst dann die passende Therapie verordnen, wenn sie wissen, wo genau die Ursache einer Hörstö- rung liegt“, sagt Prof. Hoppe. So muss etwa je- der HNO-Arzt auch einen Sprachverständlich- keitstest machen: Dabei überprüft er, ob der Patient beispielsweise Zahlwörter und einsilbi- ge Substantive versteht, die ihm über einen Kopfhörer vorgespielt werden. Hört der Betrof- fene weniger als 80 Prozent, bescheinigt ihm der Arzt eine Schwerhörigkeit. Wenn ein Hörge- rät bei der individuellen Hörstörung hilfreich sein kann, stellt der Arzt eine Hörgeräteverord- nung aus. Mit dieser macht der Betroffene dann einen Termin bei einem Hörakustiker (mehr zu Hörgeräten auf S. 10). fm Wie funktioniert Hören? Ohrmuschel und äußerer Gehörgang sammeln den Schall ein wie ein Trichter und leiten ihn zum Trommelfell. Dahinter beginnt das Mittelohr. Das schwingende Trommelfell überträgt die Schall- wellen auf Hammer, Amboss und Steigbügel – winzige Gehörknöchelchen. Sie verstärken den Schall um mehr als das 20-Fache und übertragen ihn an das Innenohr. Hier liegt die erbsengroße Hörschnecke, die Cochlea, in welcher sich das Corti-Organ befindet – ein Bereich mit Tausenden feinen Härchen. Je nach Tonhöhe werden unter- schiedliche Bereiche dieser Haarzellen gereizt. Im Hörnerv wird der Schall schließlich in elektri- sche Impulse umgewandelt und zum Gehirn ge- leitet. Erst dort erhalten Töne eine Bedeutung, und wir verstehen Sprache, erkennen Alarmsig- nale oder sind emotional berührt.

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