Gesundheit erlangen - Herbst 2019
16 Titel Fortsetzung von S. 15 Freude und Enttäuschung Das Glück war groß, als Regina Maiwalds Bruder nach fünf Jahren Dialyse eine Spen- derniere bekam. Doch sein Körper stieß das Organ innerhalb nur eines Jahres wie- der ab. „Die Glomerulopathie hat sich trau- rigerweise gegen das Transplantat gerich- tet“, erläutert Prof. Wiesener. Mit dem Wis- sen, dass es nun wieder bis zu zehn Jahre dauern würde, bis erneut ein passendes Organ gefunden ist, musste der Patient zu- rück an die Dialyse. „Wir mussten umdenken“ „Der Fall des Bruders hat uns gelehrt, was es bei der Schwester anders zu machen galt“, sagt Prof. Wiesener. „Bei ihr mussten wir umdenken. Mit einer Transplantation war es nicht getan.“ Die Ärzte erkannten, dass sie das Immunsystem an einer be- stimmten Stelle mithilfe eines Medika- ments blockieren können, damit es nicht länger autoaggressiv reagiert. Gegenüber der Krankenkasse und schließ- lich vor dem Sozialgericht argumentierte Prof. Wiesener, dass das Medikament Ecu- lizumab seiner Patientin helfen würde, ei- ne spätere Spenderniere zu behalten. An- dernfalls riskiere man einen wiederholten Verlust des Transplantats. Eculizumab ist ein Antikörper, der als „Orphan Drug“ zu- gelassen ist − als Arzneimittel für seltene Erkrankungen (engl. orphan diseases = seltene Erkrankungen). Die Therapie kos - tet etwa eine halbe Million Euro pro Jahr. Für die Glomerulopathie war der Arznei- stoff allerdings nicht zugelassen. „Und es gab und gibt demzufolge auch keine Thera- piestudien, mit denen wir die Wirksamkeit für unseren Fall hätten wissenschaftlich „Wer weiß, wie quälend die Dialyse für Nierenkranke sein kann, wird vielleicht aufgeschlossener für das Thema Organspende “, hofft Regina Maiwald. „Jeder kann selbst in die Situation kommen, ein Organ zu brauchen. Jeder sollte sich deshalb auch mit der eigenen Spendenbereitschaft auseinandersetzen.“ Bei der C3- Glomerulo- pathie gerät das Komplement- system aus dem Gleichgewicht. Jenes zerstört unter anderem Erreger und aktiviert die Abwehrzellen des Immun- systems. belegen können“, räumt Prof. Wiesener ein. „Was wir aber schwarz auf weiß hat- ten, war das Beispiel des Bruders. Und es wäre nicht verantwortbar gewesen, die Schwester wissentlich demselben Schick- sal zu überlassen.“ Ein riesen Erfolg Es brauchte viele Monate, doch am Ende hat es sich gelohnt: Die Erlanger Nephro- logen erwirkten die Kostenübernahme für die Therapie. Im September 2016 bekam Regina Maiwald ihre lang ersehnte Spen- derniere − die Transplantation verlief gut. Und genau wie bei ihrem Bruder, genau wie Prof. Wiesener es vermutet hatte, kam die seltene Nierenerkrankung zurück. Doch diesmal waren die Ärzte vorbereitet: Von
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