Gesundheit erlangen - Herbst 2019
42 Medizin-Report Prof. Erim begleitet die Studie von Johannes Krehbiel. Der Assistenzarzt untersucht die „Annäherungsbereitschaft“ bei verschiedenen Lebensmitteln und wie sich diese je nach Stimmungslage verändert. Bei Fragen zur Studie und zu den Teilnahmebedingungen steht Johannes Krehbiel gern zur Verfügung: johannes.krehbiel@uk-erlangen.de INFO Sprechstunde für Essstörungen am Uni-Klinikum Erlangen Telefon: 09131 85-34899 Fortsetzung von S. 41 heraus, welche Gedanken sie zum Essen triggern und üben dann Bewältigungstechni- ken, sogenannte Skills, mit denen sie schwierige Emotionen auch ohne Anfall übersteht.“ Der Tag mit Einzel- und Gruppen- sitzungen, Kunst- und Bewegungstherapie organisiert sich um die gemeinsamen Mahl- zeiten – viele kennen diese Ordnung kaum noch. „Mir hilft, dass ich hier regelmäßig es- sen muss“, bestätigt Nathalie K. „Denn so bekomme ich keinen Heißhunger, der sonst schnell in einem Anfall geendet hat.“ Die Binge-Eating-Störung ist ein Krank- heitsbild, das noch nicht sehr lange als sol- ches anerkannt ist, und dessen Ursachen noch nicht gänzlich erforscht sind. „Wir wis- sen aber, dass die gestörte Emotionsregu- lation oft aus der Kindheit stammt“, sagt Prof. Erim. „Manche Eltern – meist selbst erkrankt – schaffen es nicht, ihren Kindern Gefühle zurückzuspiegeln. Wer nie gelernt hat, Wut zu erkennen und mit ihr umzuge- hen, der ‚bekämpft‘ sie womöglich mit dem falschen Mittel – zum Beispiel mit Essen.“ Durchschnittlich vier nicht stoppbare Ess- anfälle pro Woche – da bleibt bei vielen Bin- ge-Eating-Patienten ein starkes Überge- wicht nicht aus. Obwohl zunächst die The- rapie der Essstörung im Vordergrund steht, können Betroffene am Uni-Klinikum Erlan- gen auch von einem Adipositaszentrum profitieren. Hier gibt es zusätzlich zur psy- chotherapeutischen Unterstützung sport- medizinische, ernährungswissenschaftli- che und sogar chirurgische Hilfe, um gegen das Übergewicht vorzugehen. ms Begleiteter Esstisch „Oft habe ich den ganzen Tag über sehr wenig gegessen und dann abends durch Heißhunger eine Essattacke gehabt“, berichtet Nathalie K. Deshalb üben die Erlanger Binge-Eating-Patien- ten am „begleiteten Esstisch“ das regelmäßige und gemeinsame Essen. Die Routine vermeidet Heißhunger, gibt emotionale Stabilität und nimmt dem Essen seine Schamhaftigkeit.
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