Gesundheit erlangen - Winter 2019/2020
11 Titel Prof. Dr. Klaus Überla plädiert für Grippeschutzimp- fungen – vor allem für medizinisches Personal und ältere Menschen. und nach dem Jahreswechsel sind sie noch sinnvoll“, sagt Prof. Überla. Innerhalb von ein bis zwei Wochen ist der Geimpfte ge- schützt. Vor allem Über-60-Jährige, chro- nisch Kranke, Schwangere und medizini- sches Personal sollten sich laut dem Exper- ten gegen Grippe impfen lassen. „Es geht dabei neben dem Schutz der eigenen Ge- sundheit auch darum, Infektionsketten zu unterbrechen und die Viren nicht unbe- merkt weiterzugeben.“ Zu wenige sind geimpft Nur jeder dritte Deutsche über 60 Jahren lässt sich gegen Grippe (Influenza) impfen; bei den chronisch Kranken sind es zwi- schen 27 und 40 Prozent. Warum sind die Quoten so niedrig? „Wir erleben ein sinken- des Vertrauen gegenüber Institutionen“, führt Prof. Überla als mögliche Ursache an. „In sozialen Netzwerken verbreiten sich Falschinformationen und Ängste ungefiltert weiter. Und: Es ist natürlich auch lästig, sich jedes Jahr neu impfen lassen zu müssen.“ Bei Punkt drei setzt die Erlanger Virologie an: Forscherinnen und Forscher arbeiten hier an universellen Impfstoffen, die länger oder sogar dauerhaft wirken – gegen viele verschiedene Virenstämme gleichzeitig. „Damit könnten wir die Akzeptanz der Influ - enzaimpfung deutlich steigern. Aber unsere Forschung steht noch am Anfang.“ Die Angst vor den Nebenwirkungen einer Impfung kann Prof. Überla nachvollziehen. „Gerade bei den eigenen Kindern ist man da natürlich vorsichtig. Aber wir können si - cher sein: Jede Impfung wird von unabhän- gigen Gutachtern der STIKO (s. Kasten) monatelang geprüft, sie werten systema- tisch Literatur aus und wägen Impfnutzen und -risiken gegeneinander ab. Der Einzel- ne kann nie zu einer so umfassenden Ein- schätzung gelangen.“ Viren und Krebs Neben den Grippeviren gibt es wahrschein- lich noch Millionen anderer Viren; nur eini- ge Tausend sind bis heute identifiziert. Er- reger, mit denen sich fast alle Menschen im Lauf ihres Lebens durch Sexualkontakte anstecken, sind humane Papillomviren (HPV). HP-Viren können Feigwarzen im Ge- nitalbereich verursachen, in seltenen Fäl- len aber auch Zellen so verändern, dass aus ihnen Krebs entsteht. Frauen ent- wickeln am häufigsten Gebärmutterhals- krebs, bei Männern können HP-Viren zum Beispiel Anal- und Peniskarzinome auslö- Die STIKO (Ständige Impfkommission) ist ein unabhängiges Expertengremium am Robert- Koch-Institut, das Impfempfehlungen für Deutschland erarbeitet. Neben der Gesund- heit des Einzelnen hat die STIKO auch den Nutzen für die Gesamtbevölkerung im Blick.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw