Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

23 Gut beraten 400 Appendektomien werden jährlich in seiner Kli- nik durchgeführt, die mit ihrer Kompetenz bereits zum vierten Mal in Folge Platz 1 beim entsprechen- den Klinikcheck der Nürnberger Zeitung belegte. Angst müsse niemand haben – vor allem nicht vor einer Operation. „Wir greifen nicht grundlos zum Skalpell“, betont Robert Grützmann. „Zunächst untersuchen wir gründlich, ob überhaupt eine Ap- pendizitis vorliegt, und falls ja, ob diese medika- mentös behandelt werden kann. Die OP ist erst der letzte Schritt.“ Der Eingriff selbst dauert im Nor- malfall nur eine gute halbe Stunde und der Kran- kenhausaufenthalt zwei Tage. „In über 95 Prozent der Fälle entfernen wir den Wurmfortsatz laparos- kopisch, also mithilfe von Endoskopen über drei kleine Bauchschnitte“, erklärt Assistenzärztin Fran- ziska Czubayko. Sie erinnert sich noch gut an ihre erste Appendektomie, die sie in ihrem dritten Mo- nat als angestellte approbierte Ärztin selbstständig unter Aufsicht eines Facharztes durchführen durf- te. „Natürlich war ich aufgeregt, aber es überwog die Freude, dass meine Vorgesetzten mir den Ein- griff zutrauten“, berichtet die heute 28-Jährige. „Obwohl ich schon mehrmals bei Appendektomien assistiert und das Vorgehen in unserem Skills Lab geübt hatte, war es neu für mich, die Instrumente selbst zu führen und über eine Kamera durch den Bauchraum zu navigieren. Die vertrauensvolle Ar- beitsatmosphäre in unserer Klinik, die erfahrenen OP-Pflegefachkräfte und der stets anwesende Facharzt gaben mir Sicherheit.“ Teil des Immunsystems Franziska Czubaykos erste Appendektomie verlief komplikationslos: Sie konnte ihren Patienten ge- sund entlassen. Wird ihm sein Wurmfortsatz feh- len? „Lange Zeit wurde fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der menschliche Blinddarm keinen Zweck erfüllt, dass es sich lediglich um ein Überbleibsel der Evolution handelt“, erläutert Prof. Grützmann. „Heute wissen wir, dass er ein Teil des Immunsystems ist.“ Die Appendix vermiformis ent- hält z. B. zahlreiche Lymphfollikel, die sich bei Be- darf zu B-Lymphozyten ausdifferenzieren. Wer das Anhängsel verliert, muss sich jedoch nicht um sei- ne körpereigene Abwehr sorgen: Die Lymphknoten können die Funktion des Wurmfortsatzes kompen- sieren. bm „Ein Chirurg – noch dazu ein angehender – steht nie allein im OP“, sagt Prof. Grützmann (r.). „Hier am Uni-Klinikum legen wir großen Wert auf Teamwork und die umfassende Ausbil- dung unserer Assistenzärzte.“ Appendizitis Der sechs bis acht Zentimeter lange Blinddarm ist Teil des Dickdarms. Von einer Appendizitis ist meist nur das etwa zehn Zentimeter lange Anhängsel betroffen. Mögliche Auslöser sind Krankheitserreger, Kotsteine oder Fremdkörper, z. B. Kirschkerne. Eine Verschleppung und ein Durchbruch sind deshalb so gefährlich, weil Eiter und Darmbakterien in den Bauchraum austreten und zu einer Blutvergiftung führen können.

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