Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

44 Der besondere Fall Etwa ein halbes Jahr lang hatte Luisa (Name ge- ändert) Schmerzen im Bereich der rechten Hüf- te und des Oberschenkels. Am Schulsport konnte das Mädchen deshalb schon lange nicht mehr teilnehmen. Schließlich kam die Schülerin ans Uni-Klinikum Erlangen, um ein Kernspin machen zu lassen. Die Radiologen stellten in- folgedessen eine Entzündung des Oberschen- kelknochens fest. Um die Ursache dafür zu be- stimmen, ordneten die Ärzte noch eine Computertomografie an. Das CT-Bild brachte einen kleinen Tumor zum Vorschein, der direkt am Knochengewebe des Ober- schenkels saß: ein Osteoidosteom. „Die Wu- cherung war etwa fünf Millimeter klein – eine typische Größe für diesen gutartigen Knochen- tumor. Doch auch solche winzigen Gewebs- strukturen können eine umfassende Umge- bungsreaktion auslösen – wie die Entzündung bei Luisa“, erklärt Prof. Dr. Rolf Janka, leitender Oberarzt des Radiologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen. Osteoidosteome tre- ten meist bei Jungen zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr auf und kommen insgesamt eher selten vor. „Am Uni-Klinikum behandeln wir nur etwa vier Fälle pro Jahr“, sagt Prof. Janka. Fast immer können diese gut- artigen Knochentumoren minimalinvasiv mit- tels Radiofrequenzablation behandelt werden – so auch bei Luisa. „Für den Eingriff steuerten wir den Tumor CT-ge- stützt und somit sehr präzise an: Wir bohrten also bei der Patientin unter Vollnarkose ein klei- nes Loch in den betroffenen Knochen und schoben anschließend eine Nadel in das Tu- morgewebe. Mittels Ultraschallwellen erzeug- ten wir an dieser Nadel dann für acht Minuten eine Temperatur von 80 Grad. Wir ‚verbrannten‘ also den Tumor und bekämpften somit den Auslöser der Schmerzen“, schildert der Radio- loge. „Der Körper transportiert die zerstörten Zellen mit der Zeit ab.“ Bereits am Tag nach dem minimalin- vasiven Eingriff konnte die Schülerin ihr Bein wieder normal belasten und hatte keine Schmerzen mehr. „Es ist unfassbar, wie schnell Luisa hinter- her wieder fit war, nachdem sie doch ein halbes Jahr lang wahnsinnige Schmerzen gehabt hatte“, so Prof. Janka. Die Radiofre- quenzablation ist besonders bei jungen Patien- ten von Vorteil, da dabei kein so großes Loch im Knochen entsteht wie bei der offenen chirurgi- schen Entfernung des Tumors. Die Bruchgefahr des behandelten Knochens ist also geringer und eine Ruhigstellung kaum nötig. as Verbrannt und gebannt Entzündungsschmerz. Ein junges Mädchen klagt monatelang über starke Schmer- zen in der Hüfte. Die Radiologen am Uni-Klinikum Erlangen befreien die Elfjährige mit einer minimalinvasiven Methode von ihrem Leiden. „Wir erzeugten an der Nadel eine Temperatur von 80 Grad.“ Prof. Dr. Rolf Janka Starke punktuelle Hitze half der Patientin.

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