Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

8 Titel Fortsetzung von S. 7 Dann entsteht höchstens positiver Stress, der kurzfristig sogar leistungsfähiger und geistig agiler macht. Negativer Stress kommt erst auf, wenn ein Reiz für mich bedrohlich ist und ich nicht glaube, die nötigen Ressourcen für die Be- wältigung zu haben.“ Neu bewerten So kommt es, dass ein Mensch bereits extremen Stress empfindet, während ein anderer gelassen und zuversichtlich bleibt. Psychologen und Psy- chiater sprechen hier von Resilienz – der psy- chischen Widerstandsfähigkeit. Ein resilienter Mensch bleibt auch in Krisen optimistisch und glaubt daran, selbst etwas bewirken zu können. Seine Bewertung der Situation fällt also günstiger aus als die eines weniger resilienten Menschen. „Stressresistenz ist in gewisser Weise angeboren“, sagt Dr. Weinland. „Aber wie wir Din- ge bewerten, lässt sich verändern. Wir können da- bei von solchen Menschen lernen, die keinen oder nur wenig Stress empfinden“ (S. 16). Wenn Stress krank macht Über lange Zeit Stress zu haben, ist eine der größ- ten Gefahren für die körperliche und seelische Ge- sundheit. Chronisch gestresste Menschen werden häufiger depressiv (S. 10) und leiden öfter unter Schlafstörungen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen, Diabetes, Demenz, Kopfschmerzen und Ma- gen-Darm-Probleme werden wahrscheinlicher. Weil das Stresshormon Cortisol die Gehirnzellen an- greift, leiden langfristig auch das Kurzzeitgedächt- nis und die Konzentration. Das Sterblichkeitsrisiko steigt durch psychosozialen Druck um 21 Prozent, u. a. deshalb, weil Stress Entzündungsprozesse be- feuert. Zudem neigen Gestresste eher dazu, eine Sucht zu entwickeln, ungesund zu essen und sich sozial zu isolieren. Auch Burn-out – ein chronischer Erschöpfungszu- stand – ist eine Folge von Stress. Aufgrund vieler diffuser Einzelsymptome ist das „Ausgebranntsein“ nicht als Krankheit anerkannt. Jedoch stufte es die Weltgesundheitsorganisation WHO 2019 zumindest als Syndrom ein – als das Zusammentreffen ver- schiedener Beschwerden. „Es fällt vielen Menschen leichter, in eine Burn-out-Sprechstunde zu kommen, als in eine für Depressionspatienten“, weiß Christian Weinland. Auch am Uni-Klinikum Erlangen gibt es eine solche Sprechstunde für Menschen, die berufs- bedingt unter chronischem Stress leiden. Die Be- troffenen sind oft sehr ehrgeizig, perfektionistisch und bereit, sich extrem zu verausgaben. Mit zuneh- mender Belastung sind die Ausgebrannten letztlich immer öfter genervt, zynisch und erschöpft. Sie empfinden keinen Sinn mehr. „Wir klären, ob die Be - schwerden schon die Anzeichen einer Depression Fragen Sie bei Stress: Was ist wirklich wichtig? Was ist dringend? Und was ist nicht wichtig und auch nicht dringend? Hauptstressfaktoren nach Alter Quelle: TK-Studie „Entspann dich, Deutschland“ 18 bis 29 Jahre Beruf, ständige Erreichbarkeit, finanzielle Sorgen 30 bis 39 Jahre eigene hohe Ansprüche, Freizeitstress/private Verpflichtungen, Haushalt, Kindererziehung 40 bis 49 Jahre private Konflikte

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