Gesundheit erlangen - Sommer 2021
Gut beraten 29 wissen die wenigsten. „Hinzu kommen die psy- chische Belastung und die eingeschränkte Le- bensqualität“, weiß Dr. Mükke. „Vor allem Pati- entinnen wagen sich nur noch in langer Klei- dung aus dem Haus, gehen nicht mehr ins Schwimmbad, meiden Veranstaltungen und Treffen mit Freunden.“ Die Beschwerden lin- dern und den sozialen Rückzug verhindern – das sind die Ziele der insgesamt sechs Phlebo- logen, der auf Venenerkrankungen spezialisier- ten Ärztinnen und Ärzte, die in der Gefäßchi- rurgie des Uni-Klinikums Erlangen tätig sind. Verwechslungsgefahr Für eine Vorstellung in der gefäßchirurgischen Sprechstunde genügt eine Überweisung durch den Hausarzt. Im Rahmen der Anamnese wird jeder Patient körperlich untersucht, immer auch mithilfe von Ultraschall. Obwohl die Dia- gnose eindeutig scheint, klären die Experten zunächst, ob es sich tatsächlich um Krampf- adern handelt. „Gefäßmalformationen, also angeborene Gefäßfehlbildungen, sind zwar selten, müssen aber in Betracht gezogen wer- den“, berichtet Antje Mükke. „Sie kommen erst im Laufe des Lebens zum Vorschein und sehen aus wie Krampfadern – müssen aber ganz anders behandelt werden.“ Und wie genau entstehen nun Krampfadern? Gesunde Venen transportieren das Blut zurück zum Herzen – in den Beinen geschieht dies quasi ständig entgegen der Schwerkraft. In den Adern befinden sich deshalb Venenklap - pen, die verhindern, dass das Blut zurückfließt. Entwickelt sich im Laufe des Lebens eine Ve- nenschwäche, so schließen diese Klappen nicht mehr richtig (s. Abb. oben), das Blut staut sich in den Gefäßen und es entstehen Krampf- adern. „Auf dem Ultraschallbild können wir Va- rizen eindeutig erkennen“, sagt Dr. Mükke. „Gleich im Anschluss an diese Untersuchung besprechen wir mit dem Patienten die individu- ellen Therapieoptionen.“ Eine konservative Be- handlung kommt für alle Betroffenen infrage. Dazu zählt zum einen Bewegung, denn dabei spannen sich die Beinmuskeln an und das Blut wird nach oben zum Herzen gepumpt. Zum an- deren helfen Kompressionsstrümpfe, da sie von außen Druck ausüben und so das Gefäß- system entlasten. „Keine Sorge, die dicken, un- bequemen und fleischfarbenen Strümpfe von früher haben ausgedient“, beruhigt Antje Mük- ke die Sorgen vor allem jüngerer Patientinnen. „Inzwischen gibt es leichte Modelle in unter- schiedlichen Farben.“ → Bild rechts: In einer gesunden Vene (l.) schließen sich die Venenklappen, sodass das Blut nicht zurückfließen kann. Bei schwachen Venenwänden (r.) bleiben die Klappen offen: Das Blut fließt zurück und staut sich. Alles Krampf? Krampfadern haben ihren Namen übrigens nicht von Krämpfen, die Betroffene durchleiden müssen. Das Wort hat seinen Ursprung im Althochdeutschen: Im Mittel- alter sprachen die Menschen von „Krumm- adern“, wahrscheinlich aufgrund ihres Aussehens. Daraus entstanden im Laufe der Sprachentwicklung die „Krampfadern“.
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