Gesundheit erlangen - Sommer 2021
Was löst die Autoimmunkrankheit MS aus? Wir wissen, dass bestimmte genetische Faktoren eine Rolle spielen, aber auch Umweltfaktoren und Virus- erkrankungen. Interessant ist der positive Effekt der Sonnenstrahlung, die Vitamin D und Melatonin beeinflusst: So haben Menschen, die am Äquator leben, eine viel geringere Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, als jene in nördlichen Breitengraden. Kann jeder MS bekommen bzw. in welchem Alter tritt sie vorwiegend auf? Grundsätzlich kann jede und jeder zu jeder Zeit daran erkranken. Es gibt allerdings eindeutige Altersgipfel, z. B. zwischen 20 und 25 Jahren bei der schubförmi- gen MS und zwischen dem 40. und dem 50. Lebens- jahr für primär fortschreitende Krankheitsformen. Wie häufig kommt MS in Deutschland vor? Jährlich erkranken ca. 17 von 100.000 Menschen an MS. Bundesweit gibt es schätzungsweise 220.000 bis 250.000 Betroffene. Weltweit sind es etwa 2,5 Millionen MS-Erkrankte. Welche Symptome weisen auf eine MS hin? Es können verschiedenste neurologische Symptome auftreten. Zu den häufigsten gehören Gefühlsstörun- gen, eine Sehunschärfe oder Beeinträchtigungen der Muskelfunktion. Welche Therapien gibt es? Wir arbeiten mit drei Therapiesäulen. Erstens: akute Schubtherapie mit Kortison oder sogar Blutwäschen. Zweitens: verlaufsmodulierende Therapie, die das Auftreten von Schüben medikamentös unterdrücken soll. Derzeit setzen wir 19 zugelassene Medikamente ein, die verhindern sollen, dass die Krankheit fortschreitet. Drittens: symptomatische Therapie mit Medikamenten oder Ergo- und Physiotherapie gegen MS-Symptome wie Spasmen, Blasen- oder Gang- störungen. Ist die MS inzwischen heilbar? Nein, leider nicht. Betroffene benötigen eine dauer- hafte Therapie. Dennoch ist die MS heute keine tödliche Erkrankung mehr, sondern gut behandelbar. Kann ein an MS erkrankter Elternteil die Krankheit an seine Kinder vererben? Ja, allerdings liegt das Risiko, die MS weiterzugeben, bei wenigen Prozent und damit kaum höher als bei anderen Erkrankungen. Das heißt, dass den meisten Kindern die Krankheit nicht vererbt wird. Bedeutet die Diagnose MS zwangsläufig ein Leben im Rollstuhl? Das ist heute zum Glück nicht mehr der Fall. Dank der neu entwickelten Medikamente können wir Betroffe- ne dauerhaft mobil halten, sodass sie ein ganz normales Leben mit Familie, Beruf und Hobbys führen können. Können Betroffene den Krankheitsverlauf mit Bewegung positiv beeinflussen? Bewegung ist mit Sicherheit eine wichtige Komponen- te: Jeder MS-Erkrankte sollte sich in jedem Fall so fit halten, wie es ihm möglich ist. Unterstützt die Ernährung die MS-Therapie? Dank vieler großer Studien wissen wir, dass sich eine fett- und salzreiche Ernährung sowie ein hoher Anteil an Proteinen negativ auswirkt. Empfohlen wird die sogenannte mediterrane Diät mit wenig Fleisch und stattdessen viel Fisch und Olivenöl. Auch diese Fragen beantwortete Prof. Dr. Veit Rothhammer. Fragen und Fakten zur Multiplen Sklerose 10 37
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